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What Is a Border?
Der Fall der Berliner Mauer, Symbol der nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen bipolaren Ordnung, schien ein Zeitalter der immer weniger werdenden Grenzen einzuläuten. Die Liberalisierung und Integration der Märkte, die Schaffung großer Freihandelszonen, die Entstehung einer neuen politischen und monetären Union in Europa - all das schien in diese Richtung zu weisen.
Nur dreißig Jahre später scheint die Tendenz genau das Gegenteil zu sein. Das Gerede über eine Mauer zu Mexiko ist nur eines von vielen Anzeichen dafür, dass Grenzen neu überdacht werden, dass ihre Zahl zunimmt und dass sie wieder eingeführt werden, wo sie praktisch abgeschafft worden waren.
Handelt es sich dabei um ein unzeitgemäßes, trügerisches letztes Aufbäumen der nationalen Souveränität oder um den Sieg des Gewichts der Geschichte über die Macht des Ortes? Die Tatsache, dass Grenzen ein Comeback erlebt haben, warnt Manlio Graziano in seiner Analyse der gefährlichen Verwerfungen, die sich in der heutigen Welt aufgetan haben, bedeutet nicht, dass sie irgendwelche Probleme lösen werden. Seine geopolitische Geschichte und Analyse des Phänomens lenkt unsere Aufmerksamkeit auf den Boden, der sich in der Gegenwart unter unseren Füßen verschiebt, und erlaubt uns, über die Zukunft zu spekulieren.