
William Sharp and Fiona Macleod: A Life
William Sharp (1855-1905) führte eine der kühnsten literarischen Täuschungen seiner oder jeder Zeit durch. Der schottische Dichter, Romancier, Biograf und Herausgeber begann 1893, unter dem Namen Fiona Macleod, der weit mehr als ein Pseudonym war, kritisch und kommerziell erfolgreiche Bücher zu schreiben. Mit Hilfe seiner Schwester, die ihm die Macleod-Handschrift zur Verfügung stellte, nutzte er die umfangreiche Fiona-Korrespondenz, um einer talentierten, aber abgelegenen und öffentlichkeitsscheuen Frau eine unverwechselbare Persönlichkeit zu geben. Manchmal war sie seine Cousine, ein anderes Mal seine Geliebte, und wann immer der Verdacht aufkam, bestritt er vehement, Fiona zu sein. Mehr als ein Jahrzehnt lang täuschte er nicht nur die breite Öffentlichkeit, sondern auch literarische Größen wie George Meredith, Thomas Hardy, Henry James, William Butler Yeats und E. C. Stedman.
Auf der Grundlage seiner Briefe, der Memoiren seiner Frau Elizabeth Sharp sowie von Berichten von Freunden und Bekannten bietet diese Biografie eine klare und intime Darstellung von William Sharps Leben, von seiner Ablehnung der mürrischen Religion seiner schottischen Kindheit über seine Hinwendung zum Spiritualismus bis hin zu seiner Rolle im schottischen Celtic Revival Mitte der neunziger Jahre. Die Biografie beleuchtet sein weites Netz enger Männer- und Frauenfreundschaften, durch das er fortschrittliche Ideen über die Stellung der Frau in der Gesellschaft, die Zwänge der Ehe, die Fluidität der Geschlechtsidentität und die Komplexität der menschlichen Psyche entwickelte. In einzigartiger Weise enthüllt diese Biografie den autobiografischen Inhalt der Schriften von Fiona Macleod, das bemerkenswerte Ausmaß, in dem Sharp das weibliche Pseudonym benutzte, um die komplexe Geschichte seiner außerehelichen Liebesaffäre mit einer schönen und brillanten Frau zu verschleiern und neu zu erzählen.
Die Biografie beleuchtet nicht nur den talentierten und widersprüchlichen William Sharp, sondern auch die kulturelle Landschaft Großbritanniens im späten neunzehnten Jahrhundert. Vom späten Präraffaelitismus über die "gelben Neunziger" bis hin zu den Exzessen des frühen zwanzigsten Jahrhunderts mischte Sharp in allen Bewegungen mit, die das ausmachten, was manche das Zeitalter der Dekadenz nennen.