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Skyscraper Cinema: Architecture and Gender in American Film
Ob hohe Bürogebäude, Hochhauswohnungen oder luftige Hotels - Wolkenkratzer sind seit der Stummfilmzeit die Stars des amerikanischen Kinos. Die hohen Gebäude des Kinos wurden auf unterschiedliche Weise dargestellt: als zügelloses Streben, als Höhlen des Unheils und der Erotik, als Leuchttürme der Demokratie oder als gut geölte Unternehmensmaschinen. In Anbetracht ihrer faszinierenden Vielfalt ermittelt und erklärt Merrill Schleier den Einfluss der realen Wolkenkratzer auf Amerikas Ideologien über Arbeit, Freizeit, Romantik, sexuelle Identität und Politik, wie sie in Hollywood-Filmen dargestellt werden.
Schleier analysiert filmische Werke, in denen Wolkenkratzer ein integraler Bestandteil sind, und interpretiert die Ikonographie und die räumlichen Praktiken in diesen oft fiktiven modernen Gebäuden, insbesondere im Hinblick auf Konzepte von Geschlecht. Chronologisch und thematisch geordnet, bietet sie eine eingehende Lektüre von Filmen wie Safety Last, Skyscraper Souls, Wife vs. Secretary, Baby Face, The Fountainhead und Desk Set. Das Buch beginnt mit den humorvollen Possen von Harold Lloyd, dem führenden Wolkenkratzer-Darsteller der Stummfilmzeit, und führt über die Desillusionierung der Depressionszeit, in der Wolkenkratzer als Akteure in moralistischen, klassenbewussten Geschichten eingesetzt werden, zur Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und der damit verbundenen Neuinterpretation der politischen und wirtschaftlichen Werte Amerikas und endet mit dem komplizierten Wohlstand der 1950er Jahre und dem Leben von Angestellten und ihren Ehepartnern.
In Anlehnung an Walter Benjamins Arkadenprojekt und andere Werke kritischer Theoretiker entwirft Schleier in diesem Buch ein Modell für das Verständnis von Architektur als Vermittler von Begehren und Klassenwerten und leistet letztlich einen umfassenden Beitrag zum Nachdenken über die reiche Schnittmenge von gebauter Umwelt, Kino und Geschlecht.