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Y Tu Mam Tambin (2001), ein intelligentes und sinnliches Roadmovie, bei dem Alfonso Cuarn Regie führte und dessen Drehbuch er gemeinsam mit seinem Bruder Carlos verfasste, ist sowohl ein gefeierter Spielfilm eines Regisseurs, der später mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, als auch ein Kassenerfolg im Ausland und in seinem Heimatland Mexiko, wo der Film die höchsten Einnahmen aller Zeiten erzielte. Die jugendlichen Hauptdarsteller Gael Garca Bernal und Diego Luna wurden später zu großen Stars des internationalen Kinos.
Bei seinem Erscheinen wurde der Film jedoch von den etablierten mexikanischen Kritikern als grobe Komödie und „Penthouse-Fantasie“ über jugendliche Lust auf eine ältere Frau verunglimpft. Paul Julian Smiths luzide Studie über den Film zeigt, dass Y Tu Mam Tambin nicht nur mit spielerischer Ernsthaftigkeit so wichtige Themen wie Geschlecht, Ethnie, Klasse und Raum anspricht, die heute noch dringlicher sind als zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung, sondern dass sich hinter der scheinbar beiläufigen Ästhetik des Films ein anspruchsvoller audiovisueller Stil verbirgt, der populären Genrefilm und auteuristisches Experiment miteinander verbindet.
Smith schlägt vor, dass Y Tu Mam Tambin ein Beispiel für das Weltkino bleibt, wie ein sehr lokaler Film ein globales Publikum ansprechen kann, das solche Feinheiten nicht kennt. Durch die Kombination von Produktions- und Vertriebsgeschichte, die auf unerforschtem Material aus den Archiven von Mexiko-Stadt basiert, mit einer genauen Textanalyse argumentiert Smith, dass Cuarns Film ein dauerhaftes Meisterwerk ist, das sich als flüchtiger Teenagerfilm versteckt.