Bewertung:
Das Buch „Ein belarussisches Dekameron“ ist eine Sammlung von einhundert kurzen Geschichten, die einen humorvollen und aufschlussreichen Einblick in das Leben von Gefangenen in Belarus geben und ihre Widerstandsfähigkeit inmitten der Absurditäten eines repressiven Regimes aufzeigen. Der Autor Maxim Znak erkundet mit Witz und Umgangssprache Themen wie Bürokratie, Leid und Kameradschaft unter den auf ihre Gerichtsverhandlung wartenden Häftlingen.
Vorteile:Das Buch wird für seine einnehmende und geistreiche Sprache, seine humorvolle Darstellung ernster Themen und seine Fähigkeit gelobt, aufschlussreiche Kommentare über den menschlichen Zustand und die Absurdität des Gefängnislebens zu liefern. Die Geschichten sind an die Werke klassischer Autoren wie Tschechow, Schoschtschenko und Boccaccio angelehnt und zeugen von einer reichen literarischen Tradition. Das Glossar des Gefängnisslangs bereichert das Leseerlebnis.
Nachteile:Einige Leser könnten die Thematik aufgrund der harten Lebenswirklichkeit der Gefangenen, die dargestellt wird, trotz des humorvollen Tons als beunruhigend empfinden. Außerdem könnte die Kürze der einzelnen Geschichten (keine ist länger als drei Seiten) dazu führen, dass man sich eine tiefere Auseinandersetzung mit den Figuren und Themen wünscht.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
Zekameron - One hundred tales from behind bars and eyelashes
Zekameron leitet sich vom russischen Wort zek ab, einer Abkürzung, die aus den Namen zweier Buchstaben des kyrillischen Alphabets gebildet wird; es steht für zakliuchonny, ein Wort, das sich ursprünglich auf einen Sträfling in einem sowjetischen Arbeitslager bezog. Heute hat das Wort die allgemeine Bedeutung von „Gefangener“.
Die Geschichten fanden sich außerhalb der Gefängnismauern wieder und wurden direkt an Jim Dingley geschickt, der zuvor zwei Bücher aus Weißrussland für Scotland Street Press übersetzt hatte. Dingley schickte das Manuskript sofort an Scotland Street Press.
Seine Ankunft war eine große Überlegung: Würde die Veröffentlichung Znaks Leben gefährden oder sich erfolgreich für seine Freilassung einsetzen? Im September 2021 war dieser brillante Anwalt bereits zu zehn Jahren Haft in einer Strafkolonie im Norden Weißrusslands verurteilt worden. Seine Frau und seine Schwester drängten uns, die Veröffentlichung voranzutreiben.
Inspiriert durch das Dekameron von Boccaccio aus dem 14. Jahrhundert und in Form von 100 Kurzgeschichten, die 100 Tage Gefängnis im heutigen Weißrussland beschreiben. Banalität und Brutalität wetteifern mit der menschlichen Fähigkeit, Unterdrückung zu überwinden. Der Ton ist lakonisch, ironisch, der Humor trocken. Die Geschichten zeugen von Widerstand und Selbstbehauptung sowie von echter Herzlichkeit und Wertschätzung der Mitgefangenen.
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Letzte Änderung: 2024.11.13 22:11 (GMT)