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Citation and Precedent: Conjunctions and Disjunctions of German Law and Literature
Unter den westlichen Literaturen können nur die deutschsprachigen Länder eine Liste von Schriftstellern von Weltrang wie Goethe, Hoffmann, Kleist, Kafka, Schmitt und Schlink vorweisen, die als Rechtsgelehrte ausgebildet wurden. Diese Aufzählung lässt die komplexen Wechselwirkungen zwischen deutschem Recht und Literatur jedoch nur erahnen.
Sie lässt sich beispielsweise durch die einzigartigen Eingriffe des Rechtssystems in die Literatur ergänzen, die von den Versuchen, die Literatur vor der Flutwelle des Schundromans im frühen zwanzigsten Jahrhundert zu retten, bis zu den Klagen des Publikums gegen die unsachgemäße Inszenierung von Klassikern in Theatern im einundzwanzigsten Jahrhundert reichen. Die lange Liste der Fälle, in denen sich die deutsche Literatur auf das Recht beruft oder in denen das deutsche Recht der Literatur als Präzedenzfall dient, signalisiert den Traum der deutschen Kultur von einer Einheit der Interessen und Ziele zwischen den Tätigkeitsbereichen.
Doch die Lebendigkeit dieses Traums beruht auf realen historischen und sozialen Prozessen, die diese Bereiche zunehmend autonomisieren und voneinander trennen. Beebee untersucht die Geschichte dieser dialektischen Spannung anhand zahlreicher Fälle aus der Neuzeit, von Grimm bis Schmitt.