
Civilization: From Enlightenment Philosophy to Canadian History
Das koloniale Kanada hat sich zwischen den 1760er und 1860er Jahren, der Eroberung und der Konföderation, enorm verändert, aber die Idee der Zivilisation, die diese Veränderungen leiten sollte, veränderte sich noch mehr. Eine kosmopolitische und optimistische Geschichtstheorie wurde in die kanadische Gründungsverfassung aufgenommen, um die staatliche Gewalt einzudämmen, doch im Laufe des nächsten Jahrhunderts wurde sie wieder rückgängig gemacht.
Zivilisation war Hegemonie, eine widersprüchliche Theorie von ungebremster Macht und deren Begrenzung. Die verschiedenen in Kanada lebenden Völker, die sich in der Mitte zwischen der britischen und der amerikanischen Hegemonie befanden, bekamen diese Widersprüche sehr deutlich zu spüren. Sowohl Großbritannien als auch Amerika verzweifelten daran, Kanada gewaltsam ihrem Willen zu unterwerfen, und im Gefolge dieses Scheiterns entstanden neue Formen der Hegemonie, die sich stärker auf sanfte Macht stützten.
E.
A. Heaman zeigt, dass der Blick aus dem kolonialen Kanada für die Geistes- und Politikgeschichte von Bedeutung ist.
Kanada stellte eine ernsthafte Herausforderung für die schottische Aufklärung, die Pax Britannica, das amerikanische manifest destiny und das entstehende Modell des Nationalstaates dar. Die Geschichtstheorie von David Hume prägte das kanadische Imaginäre in Verfassungsdokumenten, viel beachteten Geschichtsbüchern und einer gewissen liberal-konservativen politischen und finanziellen Ausrichtung. Doch als die Siedler den Kontinent überschwemmten, wurde der Kosmopolitismus zum Chauvinismus, und die Idee der Zivilisation wurde auf die Durchführung von Plünderungen und Raubzügen in einem transkontinentalen Maßstab ausgerichtet.
Anhand von Fallstudien werden entscheidende Momente der konzeptionellen Umkehrung aufgezeigt, von denen einige im Großen und Ganzen repräsentativ sind und einige nur in Kanada vorkommen. Anhand des Siebenjährigen Krieges, der innenpolitischen Beziehungen, des militärischen Fiskalstaates, der liberalen Reformen, der Sozialstatistik, der Demokratie, des Konstitutionalismus und der Wissenschaftsgeschichte zeigt Heaman, wie wichtige britische und kanadische Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sich mit der wachsenden Kluft zwischen Theorie und Praxis auseinandersetzten. Durch die Historisierung des Zivilisationsbegriffs stellt dieses Buch eine Verbindung zwischen den Idealen der Aufklärung und dem Antikolonialismus her, die in der Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus in Kanada vor der Konföderation gezeigt wird.