Bewertung:

T. Christopher Hoklotubbes Buch „Civilized Piety“ (Zivilisierte Frömmigkeit) ist eine aufschlussreiche Untersuchung darüber, wie der Autor der Pastoralbriefe die Komplexität der christlichen Identität im Römischen Reich bewältigt. Durch eine nuancierte Interpretation argumentiert Hoklotubbe, dass der Begriff „eusebeia“ (Frömmigkeit) ein strategisches Instrument zur Verhandlung der sozialen und politischen Landschaft ist, das auf kulturelle Legitimität abzielt und gleichzeitig die theologische Unterscheidbarkeit bewahrt.
Vorteile:Das Buch ist gut geschrieben, fesselnd und vermittelt ein nuanciertes Verständnis der Pastoralbriefe. Hoklotubbe hebt den Begriff „eusebeia“ als Mittel der Verhandlung und nicht als völligen Widerstand oder Anpassung hervor. Seine Diskussionen über die kulturelle Bedeutung der Frömmigkeit im römischen Kontext sind überzeugend und bereichern die Interpretation der christlichen Lehren. Die Leser schätzen die ausgewogene und vorsichtige Herangehensweise an komplexe theologische Debatten.
Nachteile:Einige Leser könnten Hoklotubbes Schlussfolgerungen herausfordernd finden, insbesondere jene, die in der anti-imperialen Hermeneutik verwurzelt sind, da er eine Perspektive präsentiert, die Verhandlungen gegenüber Widerstand bevorzugt. Außerdem könnten Kritiker einwenden, dass seine Ablehnung der paulinischen Autorschaft nicht ausreichend begründet ist, und manche würden sich eine direktere Auseinandersetzung mit strittigen theologischen Fragen wünschen.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
Civilized Piety: The Rhetoric of Pietas in the Pastoral Epistles and the Roman Empire
Die frühen Christen in Kleinasien mussten sich in den unruhigen Gewässern des römischen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Lebens bewegen und gleichzeitig ihren Glauben bewahren. Die Kirche sah sich einer doppelten Bedrohung ausgesetzt: Griechen und Römer betrachteten das Christentum als barbarischen und potenziell aufrührerischen Aberglauben, und gleichzeitig wurden reiche christliche Wohltäter und ihre Auftraggeber als Bedrohung für die Integrität der christlichen Gemeinschaft wahrgenommen.
Christopher Hoklotubbe untersucht, wie der Verfasser der Pastoralbriefe (1, 2 Timotheus und Titus) strategisch an die griechischen und römischen Tugenden der Frömmigkeit (eusebeia, pietas) appellierte, um diese äußeren und inneren soziokulturellen Bedrohungen zu mildern. Die Frömmigkeitsrhetorik der Pastoralbriefe - ein Begriff, der in den echten Paulusbriefen nicht vorkommt - wird pointiert, wenn man sie neben antiken Frömmigkeitsdiskursen aus der römischen Kaiserpropaganda, der bürgerlichen Wohltätigkeit/Patronage und der Moralphilosophie liest. Wie Hoklotubbe zeigt, war die Frömmigkeit rhetorisch wirksam bei den Bemühungen der Pastoralbriefe, die jungen christlichen Gemeinschaften in einem überzeugenden kulturellen Licht darzustellen, sowie bei den Bemühungen, die Gemeinschaften um eine sozial konservative Vision des Hauses Gottes zu vereinen.
Die zivilisierte Frömmigkeit zeigt den Wert der pietas auf einem ideologischen Marktplatz von Kaisern, Wohltätern und Philosophen, die alle miteinander um das Monopol des kulturellen Prestiges ringen. Indem die Pastoralbriefe eine Tugend verwenden, die von den dem Christentum feindlich gesinnten Kräften so hoch geschätzt wird, offenbaren sie den tiefen Wunsch, eine gute Ordnung innerhalb der Kirche herzustellen und das Wohlwollen gegenüber den nichtchristlichen Nachbarn der Kirche zu fördern.