Bewertung:

Die Rezensionen heben die Untersuchung des Konzepts der Zivilbevölkerung während des Ersten Weltkriegs und seine Auswirkungen auf künftige Konflikte hervor. Während das Buch für seine umfangreichen Quellen und seine thematische Breite gelobt wird, gibt es Kritik an der Haltung des Autors zur zivilen Identität und an einem vermeintlichen Mangel an historischem Kontext.
Vorteile:Das Buch ist interessant und bietet eine Fülle von Quellen für weiterführende Lektüre. Aufgrund seiner thematischen und geografischen Breite gilt es als die wertvollste Abhandlung über die Heimatfronten während des Ersten Weltkriegs.
Nachteile:Der Autor scheint sich nicht sicher zu sein, ob es eine echte „zivile“ Identität gibt, und es wird kritisiert, dass er sich zu sehr auf die Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs konzentriert, anstatt auf historische Präzedenzfälle. Einige Leser waren der Meinung, dass die Argumente durch einen zusätzlichen historischen Kontext besser untermauert werden könnten.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
Civilians in a World at War, 1914-1918
Der Erste Weltkrieg läutete ein neues globales Zeitalter der Kriegsführung ein, in dem Veränderungen, die sich im vorangegangenen Jahrhundert herausgebildet hatten, konsolidiert und ausgeweitet wurden, während gleichzeitig neue Vorstellungen vom Krieg eingeführt wurden. In den Jahren 1914-18 wurden erstmals Luftangriffe auf die Zivilbevölkerung geflogen, Konzentrationslager für die Internierung feindlicher ausländischer Zivilisten errichtet und zivile Arbeitskräfte und Ressourcen für die Kriegsanstrengungen in einem noch nie dagewesenen Umfang eingesetzt. Humanitäre Hilfsprogramme für die Zivilbevölkerung wurden zu einem alltäglichen Merkmal der modernen Gesellschaft, während Lebensmittel im Kampf um den Sieg ebenso wichtig wurden wie Waffen.
Tammy M. Proctor argumentiert, dass der Erste Weltkrieg - der erste moderne, globale Krieg - die Erfindung des modernen "Zivilisten" und der "Heimatfront" mit sich brachte, als eine totalisierende Kriegsstrategie die Industrienationen und ihre Bürger gegeneinander ausspielte. Das Buch Civilians in a World at War, 1914-1918 untersucht die verschiedenen Arten, wie Zivilisten in einer Kriegssituation arbeiten und funktionieren, und erweitert unser Verständnis von Zivilisten auf Munitionsarbeiter, Krankenschwestern, Wäscherinnen, Flüchtlinge, Entwicklungshelfer und Kinder, die in den besetzten Zonen, an den Heimat- und Kriegsfronten und in den Zwischenräumen lebten und arbeiteten. Umfassend und global, mit Blick auf die Ost-, West-, italienische, ostafrikanische und mediterrane Front, untersucht Proctor in klaren und eindrucksvollen Details die Rolle von Experten im Krieg, den Einsatz von Zwangsarbeit und die Erfahrungen von Kindern in den kämpfenden Ländern.
Wie in vielen Kriegen war die Zivilbevölkerung auf beiden Seiten des Ersten Weltkriegs betroffen, und die gewaltigen Bevölkerungsverschiebungen haben die zeitgenössische Welt auf zahllose Arten geprägt, Grenzen neu gezogen und ethnische Konfliktlinien geschaffen oder wiederbelebt. Durch die Erforschung von Primärquellen und Sekundärstudien über kämpfende und neutrale Nationen und die Synthese französischer, deutscher, niederländischer und englischer Quellen überwindet Proctor die künstlichen Grenzen der nationalen Geschichte und den ausschließlichen Fokus auf Soldaten. Stattdessen erzählt sie die faszinierende und lange verschüttete Geschichte der Zivilbevölkerung im Ersten Weltkrieg und lässt die Stimmen aus dieser Zeit für sich selbst sprechen.