
1914 the Avant-Gardes at War: Cat. Bundeskunsthalle Bonn
Der große Rückblick im Jubiläumsjahr
Der Erste Weltkrieg gilt aufgrund seines technologischen und materiellen Einsatzes jenseits aller menschlichen Möglichkeiten als die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, eines Jahrhunderts, das seinen moralischen Tiefpunkt im politischen Programm des totalen Krieges und der Ausrottung durch die Nationalsozialisten erreichen sollte. Doch die Welten, die 1914 in einem Konflikt zusammenbrachen, an dem siebzig Millionen Soldaten in Europa, Afrika und Asien beteiligt waren und der siebzehn Millionen Menschen das Leben kosten sollte, waren bereits in den Jahren zuvor brüchig geworden; eine Reihe von Schriftstellern, Musikern und Künstlern waren dieser Welten längst überdrüssig geworden und feierten, wie viele ihrer Landsleute, den Ausbruch der Feindseligkeiten geradezu. Franz Marc fasste diesen Geist im Einklang mit unzähligen Äußerungen seiner Zeitgenossen wie folgt zusammen: In unserer Zeit des großen Kampfes um die neue Kunst kämpfen wir nicht als die Organisierten, sondern als >Wilde<.
Die Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn und der vom Kurator Uwe M. Schneede akribisch herausgegebene Katalog versammeln nicht nur die bekannten Quellen und Protagonisten, sondern gehen den entscheidenden Schritt weiter, indem sie die Übertragungsprozesse zwischen den internationalen Kunstbewegungen der Zeit untersuchen. Wie zogen sie alle in den Krieg, wie erging es ihnen im und nach dem Krieg? Was ist geblieben? Wie wurden die -künstler der Avantgarde durch die Erfahrung geprägt oder gar deformiert? Wie wurden sie zum Ausgangspunkt eines völlig neuen Selbstverständnisses in der Kunst? Welche Zwischenschritte lassen sich nachzeichnen? Was sind die historischen Voraussetzungen für Expressionismus, Kubismus, Dadaismus oder andere konkurrierende Kunstauffassungen, die bis in die 1930er Jahre hinein miteinander konkurrierten, und wie verhalten sie sich zu ihnen? Dieser monumentale, kulturelle Schritt - man könnte fast sagen, für die Geschichte der Menschheit -, der das zwanzigste Jahrhundert durch alle möglichen Höhen und Tiefen geführt hat, wird anhand einer Reihe von Kunstwerken und Fotografien sowie persönlichen Zeugnissen reichhaltig dargestellt. Die Tatsache, dass sich fast alle Protagonisten in ihren jeweiligen Ateliers und in Uniform fotografieren ließen, kann als kleine Randerscheinung betrachtet werden, zumal einige der Gemälde, die an den Wänden im Hintergrund dieser Fotos zu sehen sind, sowohl im Buch als auch in der Ausstellung erscheinen werden.
Kunstwerke in den Ausstellungen von folgenden Künstlern: Jean Arp, Roberto Marcello Iras Baldessarif, Ernst Barlach, Mack Beckmann, Carlo Carr, Lovis Corinth, Robert Delaunay, Otto Dix, Marcel Duchamp, Raoul Dufy, Heinrich Ehmsen, Conrad Felixm ller, Andr Fraye, August Gaul, Albert Gleizes, Natalya Goncharova, Walter Gramatt, George Grosz, Otto Gutfreund, Raoul Hausmann, Erich Heckel, Richard Huelsenbeck, Willy Jaeckel, Marcel Janco, Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Oskar Kokoschka, K the Kollwitz, Alfred Kubin, Frantisek Kupka, Fernand L ger, Wilhelm Lehmbruck, Aristarkh Lentulov, Max Liebermann, August Macke, Vladimir Mayakowsky, Kazimir Malevich, Franz Marc, Andr Mare, Frans Masereel, Ludwig Meidner, Jean Metzinger, Gabriele M nter, Christopher Richard Wynne Nevinson, Emild Nolde, Francis Picabia, Pablo Picasso, Hans Richter, Luigi Russolo, Egon Schiele, Gino Severini, Max Slevogt, Jacob Steinhardt, Franz von Stuck, Vladimir Tatlin, Leon Underwood, Henry Valensi, Theo van Doesburg, douard Vuillard, Albert Weisgerber, Ossip Zadkine.
Ausstellung:
Bundeskunsthalle Bonn: 8/11/2013-23/2/2014.