
American Hungers: The Problem of Poverty in U.S. Literature, 1840-1945
Soziale Ängste vor Armut tauchen in der amerikanischen Literatur mit erschreckender Häufigkeit auf. Doch wie Gavin Jones argumentiert, wurde der Armut trotz des jüngsten Interesses an Darstellungen der unteren Klassen und der Marginalisierten der ihr gebührende Stellenwert als kritischer und ideologischer Rahmen verweigert. Diese Erkenntnisse bilden die Grundlage für American Hungers, in dem Jones einen komplexen und kontroversen Diskurs über die Armen aufdeckt, der sich von der Antebellum-Ära bis zur Depression erstreckt.
Indem er Schriftsteller wie Herman Melville, Theodore Dreiser, Edith Wharton, James Agee und Richard Wright in ihrem historischen Kontext liest, untersucht Jones, warum sie dort Erfolg hatten, wo die Literaturkritik versagt hat. Diese Autoren erkannten eine Armut an, die ebenso ästhetisch und kulturell bedeutsam wie sozial und materiell real war. Sie sahen sich mit dem ideologischen Dilemma konfrontiert, sich der Armut zu nähern und gleichzeitig den marginalisierten Armen eine Sprache zu geben - den Bettlern, Landstreichern, Sharecroppern und Fabrikarbeitern, die ein beständiges Segment der amerikanischen Gesellschaft bilden. Armut ist kein Randthema, sondern steht im Zentrum der nationalen Debatten über soziale Gerechtigkeit, Staatsbürgerschaft und Minderheitenidentität. Und die Literatur wird zu einem entscheidenden Instrument, um eine wirtschaftliche und kulturelle Situation zu verstehen, die zugleich dringlich und schwer fassbar ist, weil sie die Kategorien von Ethnie, Geschlecht und Klasse durchbricht, mit denen wir üblicherweise soziale Unterschiede verstehen.
Durch die Kombination von Sozialtheorie und literarischer Analyse gelingt es American Hungers meisterhaft, die Armut in die kritische Hauptströmung zu bringen.
-- "Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts".