Bewertung:

Das Buch „American Madness: The Rise and Fall of Dementia Praecox“ von Richard Noll, Ph.D., bietet eine detaillierte historische Darstellung der Demenzerkrankung und der Entwicklung der Psychiatrie in den USA und stützt sich dabei stark auf Primärquellen. Obwohl das Buch akribisch recherchiert und aufschlussreich ist, könnten die Dichte und der wissenschaftliche Ansatz für allgemeine Leser eine Herausforderung darstellen.
Vorteile:⬤ Akribisch recherchiert und detailliert
⬤ bietet schwer zu findende Informationen und Einblicke in die Geschichte der Psychiatrie und Geisteskrankheiten
⬤ gut strukturierte Analyse der Dementia praecox und ihres Übergangs zur Schizophrenie
⬤ wertvoll für Leser, die sich für den historischen Kontext der psychischen Gesundheit interessieren.
⬤ Sehr detailliert und wissenschaftlich, was für allgemeine Leser überwältigend sein kann
⬤ einige Rezensenten fanden es langatmig und wortreich
⬤ erfordert Vertrautheit mit komplexer Terminologie, was es weniger zugänglich macht.
(basierend auf 4 Leserbewertungen)
American Madness: The Rise and Fall of Dementia Praecox
Im Jahr 1895 wurde in den Vereinigten Staaten kein einziger Fall von Demenz praecox gemeldet. Bis 1912 waren Zehntausende von Menschen mit dieser Diagnose in Anstalten, Krankenhäusern und Gefängnissen eingesperrt. Im Jahr 1927 war die Krankheit bereits wieder verschwunden. Wie konnte eine so schreckliche Krankheit entdeckt werden, die so viele Menschenleben gekostet hatte, und sich dann als etwas anderes herausstellen?
Richard Noll beschreibt anschaulich, wie die Entdeckung dieser mysteriösen Krankheit den überarbeiteten Ärzten in den Anstalten die Hoffnung gab, dass sie endlich eine Erklärung - wenn auch keine Heilung - für das Elend der Patienten finden würden. Die Geschichte der Dementia praecox und ihrer letztendlichen Ablösung durch das neue Konzept der Schizophrenie zeigt auch, wie die Anstaltsärzte um ihre eigene Seriosität kämpften. Wenn es sich bei dem, was sie beobachteten, um eine Krankheit handelte, dann war diese biologische Realität für die wissenschaftliche Forschung zugänglich. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts war die Dementia praecox für die Psychiatrie der Schlüssel zu einer zunehmend wissenschaftlich orientierten Ärzteschaft.
Doch vorerst konnte man nichts tun, um den Betroffenen zu helfen. Als das Konzept der Schizophrenie ein neues Verständnis dieser Störung und Hoffnung auf Heilung bot, gab die Psychiatrie die alte Krankheit zugunsten der neuen auf. In dieser dramatischen Geschichte einer verschwundenen Diagnose zeigt Noll die wechselseitige Abhängigkeit zwischen einer Krankheit und dem wissenschaftlichen Status des Berufsstandes, der sie behandelt. Das Gespenst der Dementia praecox spukt heute in den Debatten über die jüngste Generation psychiatrischer Störungen.