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Archaic Modernism: Queer Poetics in the Cinema of Pier Paolo Pasolini
In Archaic Modernism bietet Daniel Humphrey die erste englischsprachige Untersuchung dreier Adaptionen griechischer Tragödien des schwulen und marxistischen italienischen Filmemachers Pier Paolo Pasolini in Buchlänge: Oedipus Rex (1967), Medea (1969) und Notes Towards an African Orestes (1970/1973). Unter Berücksichtigung von Pasolinis eigenen Theorien eines "Kinos der Poesie" neben Jacques Derridas Konzept der Kritik sowie neueren Forschungen von Queer-Theoretikern, die für eine antirelationale und antisoziale Subjektivität eintreten, behauptet Humphrey, dass Pasolinis griechische Tragödienfilme einen paradoxen Sinn für einen "archaischen Modernismus" veranschaulichen, der dem Projekt des Filmemachers zugrunde liegt. Noch gewagter ist seine Behauptung, dass sie letztlich die seltsamen Wurzeln der prägenden Texte der westlichen Zivilisation offenbaren.
Archaic Modernism besteht aus drei Kapiteln. Kapitel 1 konzentriert sich auf Ödipus Rex und untersucht sowohl die verwendete Filmsprache als auch das zutiefst queere mythologische Ausgangsmaterial, das die Tragödie heimsucht, auch wenn es weitgehend auf einer subtextuellen und doch spürbaren Ebene bleibt. Kapitel 2 erweitert und vertieft das Konzept des merkwürdigen Schicksals und der merkwürdigen Negativität in einer szenenweisen Analyse von Medea. Kapitel 3 befasst sich mit dem obskursten von Pasolinis Spielfilmen, Notes Towards an African Orestes, einem Film, der lange Zeit als unfreiwilliger Misserfolg missverstanden wurde, der aber vielleicht am besten als bewusster, opferbereiter Akt des Filmemachers verstanden werden könnte. Humphrey betrachtet den Film als den dritten Teil einer informellen, vielleicht unbewussten Trilogie und schließt seine Monographie mit der These, dass diese "Trilogie des Mythos" am besten als eine allmählich immer strenger werdende Dekonstruktion von drei der wichtigsten Ursprungsgeschichten der westlichen Zivilisation verstanden werden kann.
Archaic Modernism vertritt den Standpunkt, dass diese drei Filme ebenso wichtig sind wie die Pasolini-Filme, die in der englischsprachigen Welt häufiger untersucht werden: Mamma Roma, Das Evangelium nach Matthäus, Teorema, Die Trilogie des Lebens und Sal?, und dass sie auch heute noch, vielleicht sogar noch mehr, von Bedeutung sind. Dieses Buch ist von besonderem Interesse für Wissenschaftler, Studenten und Forscher im Bereich Film und Queer Studies.