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Queer Bergman: Sexuality, Gender, and the European Art Cinema
Als einer der bedeutendsten Filmemacher des 20. Jahrhunderts - ja sogar als einer der wichtigsten und einflussreichsten Künstler - sind Ingmar Bergman und seine Filme unter fast allen möglichen Gesichtspunkten untersucht worden, einschließlich ihrer bemerkenswerten Darstellungen von Frauen und ihrer erschütternden Dramatisierung der Geschlechterdynamik.
Seltsamerweise hat sich jedoch keine Studie auf die unbestreitbaren queeren Charakteristika konzentriert, die sich durch das gesamte Werk dieses nominell heterosexuellen Autors ziehen; sie wurden sogar kaum beachtet. Queer Bergman ist ein kühnes und überzeugendes Argument dafür, dass Ingmar Bergmans Werk am besten als zutiefst queer angesehen werden kann.
Anhand überzeugender historischer Belege, darunter Bergmans eigene (wenn auch hartnäckig ignorierte) Äußerungen, die auf seine eigenen homosexuellen Identifikationen anspielen, sowie des Diskurses der Queer-Theorie rückt Daniel Humphrey die radikale Anprangerung heteronormativer Werte durch den Regisseur, seine wilden und dunkelhumorigen Dekonstruktionen von Geschlechterrollen und die pointierten, wenn auch zutiefst widersprüchlichen Angriffe auf homophob konstruierte Formen patriarchaler Autorität in den Mittelpunkt. Humphrey fügt dem aktuellen Diskurs über die GLBT/Queer-Geschichtsschreibung ein wichtiges Kapitel hinzu, indem er auch die bisher nicht berücksichtigten historischen Verbindungen zwischen der amerikanischen Queer-Kultur nach dem Zweiten Weltkrieg und dem gleichzeitig sehr lebendigen europäischen Kunstkino untersucht und nachweist, dass diese besondere Beziehung ebenso tiefgreifend ist wie die besser dokumentierten Verbindungen zwischen schwulen Männern und Hollywood-Musicals, queeren Zuschauern und dem Horrorfilm, Lesben und Gothic Fiction und anderen.