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Doctors and Healers
Wir glauben zu wissen, was Heiler tun: Sie bauen auf den irrationalen Überzeugungen der Patienten auf und behandeln sie auf eine "symbolische" Weise. Wenn sie Ergebnisse erzielen, dann dank ihrer Fähigkeit, zuzuhören, und nicht durch irgendeinen Einfluss auf klinischer Ebene. Gleichzeitig glauben wir zu wissen, was die moderne Medizin ist: ein hochtechnischer und rationaler Prozess, der aber kaum auf die Patienten hört.
In diesem Buch argumentieren der Ethnopsychiater Tobie Nathan und die Philosophin Isabelle Stengers, dass dieser üblicherweise aufgestellte Gegensatz zwischen traditioneller und moderner Medizin irreführend ist. Sie zeigen stattdessen, dass Heiler gerade deshalb interessant sind, weil sie ihren Patienten nicht zuhören und eher Techniken der "Weissagung" als der "Diagnose" anwenden. Heiler entwickeln echte therapeutische Strategien, indem sie den Ursprung der Symptome in externen Kräften außerhalb des Geistes des Leidenden suchen. Die moderne Medizin ihrerseits ist eher durch Empirie als durch Rationalität gekennzeichnet. Was als Streben nach Rationalität erscheint, ist letztlich nur ein Mittel, um andere Behandlungsformen zu verwerfen und auszuschließen.
Dieses ethnopsychiatrische Manifest, das die Grenzen zwischen traditionellen und modernen Praktiken verwischt und Perspektiven aus der ganzen Welt aufgreift, ermutigt uns, auf radikal neue Weise über Krankheit nachzudenken und die akzeptierten Vorstellungen über die Beziehung zwischen Leidendem und Symptom in Frage zu stellen.