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Toward a Living Architecture?: Complexism and Biology in Generative Design
Ein kühner und beispielloser Blick auf eine bahnbrechende Bewegung in der Architektur.
Toward a Living Architecture? ist das erste Buch, das sich kritisch mit dem aufstrebenden Feld der generativen Architektur und ihrer Verbindung zu Computern, Biologie und Komplexität auseinandersetzt. Ausgehend von der Behauptung, dass wir die Rhetorik der generativen Architekten in Bezug auf Biologie und Nachhaltigkeit ernst nehmen sollten, untersucht Christina Cogdell deren Behauptungen vom Standpunkt der Wissenschaften aus, auf die sie sich stützen - komplexe Systemtheorie, Evolutionstheorie, Genetik und Epigenetik sowie synthetische Biologie. Sie deckt signifikante Diskrepanzen auf, zeigt aber auch Ansätze und Projekte mit großem Entwicklungspotenzial. Cogdell argumentiert, dass architektonisches Design heute oft nur den Anschein von Nachhaltigkeit erweckt. Sie zeigt auf, wie die Sprache einiger hochmoderner Praktiker und Ausbilder Studenten und Kunden in die Irre führen kann, damit sie glauben, sie bekämen etwas Biologisches, was nicht der Fall ist.
In einer Erzählung, die sich vom Rechnerischen zum Biologischen und von der gegenwärtigen Praxis zu visionären Zukünften bewegt, verwendet Cogdell die Lebenszyklusanalyse als Grundlage für die Analyse der materiellen, energetischen und umweltschädlichen Unterschiede zwischen verschiedenen digitalen und biologischen Design- und Konstruktionsansätzen. Im Gegensatz zu den Befürwortern grüner Technologien stellt sie in Frage, ob Siliziumtechnologien auf Quarzitbasis und deren Abhängigkeit von Seltenerdmetallen in der gegenwärtigen Form noch lange haltbar sind, und stellt damit gängige Projektionen einer computergesteuerten und -gefertigten Zukunft in Frage. Indem sie die zeitgenössische Architektur und Wissenschaft von einem historischen Standpunkt aus kritisiert, zeigt sie außerdem die Ähnlichkeiten zwischen eugenischem Design der 1930er Jahre und den Zielen einiger generativer Architekten und synthetischer Ingenieurbiologen von heute auf. Jedes Kapitel befasst sich mit einer aktuellen architektonischen Schule oder einem Programm und untersucht gleichzeitig einen bestimmten Aspekt der entsprechenden wissenschaftlichen Sprache, Theorie oder Praxis.
Kein anderes Buch kritisiert die generative Architektur, indem es ihre wissenschaftliche Rhetorik und ihre Abkopplung von der tatsächlichen wissenschaftlichen Theorie und Praxis bewertet. Basierend auf den jahrelangen Feldforschungen des Autors in Architekturstudios und biologischen Labors, leistet dieses seltene, feldforschende Buch nicht weniger als die Rolle der Naturwissenschaften in der zeitgenössischen Architektur definitiv und schonungslos zu erklären.