Bewertung:

Das Buch bietet eine Insider-Perspektive auf die Schattenseiten der Mikrofinanzbranche und hebt deren potenzielles Versagen und die Ausbeutung der Armen durch Kreditinstitute hervor. Die Leser finden es fesselnd und augenöffnend und fordern eine kritische Reflexion der Mikrofinanzierungspraktiken, obwohl einige der Meinung sind, dass es sich zu sehr auf spezifische Skandale konzentriert, ohne eine breitere Analyse vorzunehmen.
Vorteile:⬤ Fesselnde Erzählung, die den Leser bei der Stange hält.
⬤ Aufschlussreiche Kritik an der Mikrofinanzbranche und ihren Praktiken.
⬤ Ermutigt die Leser, Kreditinstitute und ihre Auswirkungen auf die Kreditnehmer zu hinterfragen.
⬤ Basiert auf persönlichen Erfahrungen und bietet eine glaubwürdige Insider-Sicht.
⬤ Fordert notwendige Reformen in diesem Sektor.
⬤ Konzentriert sich zu sehr auf spezifische Fallstudien (z. B. den nigerianischen Betrug), anstatt einen umfassenden Überblick über die Mikrofinanzierung zu geben.
⬤ Einige Leser könnten die Lektüre als schwierig empfinden, weil sie mit dem Thema noch nicht vertraut sind.
⬤ Es fehlt eine detaillierte Anleitung, welchen Mikrofinanzorganisationen man noch vertrauen kann.
⬤ Einige Rezensionen deuten darauf hin, dass sie eine breitere Berichterstattung über die Erfolge der Mikrofinanzierung neben der Kritik bevorzugen würden.
(basierend auf 39 Leserbewertungen)
Confessions of a Microfinance Heretic: How Microlending Lost Its Way and Betrayed the Poor
Es gibt kaum stichhaltige Beweise dafür, dass Mikrokredite langfristig die Armut lindern. Leider gibt es aber Beweise für Fahrlässigkeit, Korruption und Methoden, die an Erpressung grenzen. Dieses Buch ist teils Exposé, teils Memoiren und teils Finanzdetektivgeschichte. Es ist der Bericht eines einstigen Gläubigen, dessen zehnjährige Tätigkeit in der Branche ihn zum Ketzer machte.
Hugh Sinclair arbeitete mit mehreren Mikrofinanzinstitutionen auf der ganzen Welt zusammen. Dabei konnte er nicht umhin festzustellen, dass es den Armen trotz einer boomenden 70-Milliarden-Dollar-Branche nicht besser ging als ihnen selbst. Exorbitante Zinssätze führten die Kreditnehmer in eine nicht enden wollende Schuldenspirale, und aggressive Inkassopraktiken führten zu Fällen von Zwangsprostitution, Kinderarbeit, Selbstmord und landesweiten Revolten gegen die Mikrofinanzgemeinschaft.
Sinclair spinnt eine schockierende Geschichte über ein System, das zunehmend auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist - vor allem, wenn große Banken beteiligt sind. Er beschreibt detailliert, wie er mehrere Skandale aufdeckte. Einer der beunruhigendsten betraf eine große afrikanische Mikrofinanzinstitution mit fragwürdiger Legalität, die Zinssätze von über 100 Prozent pro Jahr verlangte und zu deren Investoren und Unterstützern einige der bekanntesten Führer des Mikrofinanzsektors gehörten. Sinclairs Einwände wurden zunächst mit Schweigen, dann mit Drohungen, Bestechungsversuchen und einem Gerichtsverfahren beantwortet und führten schließlich dazu, dass er zum wichtigsten Whistleblower in einem Sektor wurde, der seine Seele verloren hatte.
Mikrofinanzierung kann funktionieren - Sinclair beschreibt bewegende Erfahrungen mit mehreren ethischen und effektiven Organisationen und erklärt, was sie auszeichnete. Aber ohne die grundlegenden Reformen, die Sinclair hier empfiehlt, wird die Mikrofinanzierung eine "Investitionsmöglichkeit" bleiben, die die Armen mit hohlen Versprechungen und leeren Taschen zurücklässt.