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Education Fever
In dem halben Jahrhundert nach 1945 entwickelte sich Südkorea von einer verarmten, weitgehend ländlichen Nation, die von einer Reihe autoritärer Regime regiert wurde, zu einer wohlhabenden, demokratischen Industriegesellschaft. Nicht minder beeindruckend war der Wandel des Landes von einer Nation, in der die Mehrheit der Bevölkerung keine formale Bildung hatte, zu einer Nation mit einer der weltweit höchsten Raten an Alphabetisierung, Abiturienten und Universitätsstudenten.
Unter Rückgriff auf ihr vormodernes und koloniales Erbe sowie auf amerikanische Bildungskonzepte ist es den Südkoreanern weitgehend gelungen, ein umfassendes, einheitliches und universelles Schulsystem zu schaffen. Der Schlüssel zum Verständnis dieses Bildungswandels ist die auffallende, fast universelle Beschäftigung der südkoreanischen Gesellschaft mit der Schulbildung - was die Koreaner selbst als ihr "Bildungsfieber" bezeichnen. Dieser Band erklärt, wie das Anliegen der Koreaner, so viel formale Bildung wie möglich zu erlangen, unmittelbar vor 1945 aufkam und schnell jeden Bereich der Gesellschaft erfasste.
Anhand von Interviews mit Lehrern, Beamten, Eltern und Schülern sowie einer Untersuchung eines breiten Spektrums an schriftlichem Material in koreanischer und englischer Sprache erforscht Michael Seth die Gründe für diese gesellschaftliche Forderung nach Bildung und wie sie nahezu jeden Aspekt der südkoreanischen Gesellschaft geprägt hat. Er geht auch auf die zahlreichen Probleme des koreanischen Bildungssystems ein: die Konzentration auf Aufnahmeprüfungen, die dazu geführt hat, dass die Bildung auf die Vorbereitung auf Tests reduziert wurde; der überhitzte Wettbewerb um die Aufnahme in Prestige-Schulen; die enorme finanzielle Belastung der Familien durch teure private Nachhilfe; die Unflexibilität, die durch die Betonung einheitlicher Standards entstanden ist; und der Missbrauch der Bildung durch die verschiedenen Regierungen für politische Zwecke.