Blindes Lesen: Literatur, Anderssein und die Möglichkeit einer ethischen Lektüre

Bewertung:   (5,0 von 5)

Blindes Lesen: Literatur, Anderssein und die Möglichkeit einer ethischen Lektüre (Jeremy Fernando)

Leserbewertungen

Zusammenfassung:

Jeremy Fernandos Buch „Reading Blindly“ untersucht das Konzept des ethischen Lesens und betont die Notwendigkeit, Texte mit einem offenen Geist zu betrachten und die subjektive Natur der Interpretation anzuerkennen. Durch einen philosophischen Blickwinkel lädt das Buch die Leser dazu ein, ihre Beziehung zu Texten und den Akt des Lesens selbst zu überdenken, wobei das Lesen als ein Prozess betrachtet wird, der von den einzigartigen Erfahrungen und Perspektiven des Lesers abhängt.

Vorteile:

Das Buch regt zu tiefgreifenden Überlegungen über das Wesen des Lesens und der Interpretation an, stellt etablierte philosophische Gewissheiten in Frage und unterstützt einen ethischen Rahmen für das Verständnis von Texten. Es setzt sich mit bedeutenden Werken verschiedener Denker auseinander, was es intellektuell anregend macht. Die Leser werden aufgefordert, ihre eigenen Texte zu überdenken und zu hinterfragen, wodurch ein ständiger Dialog zwischen Lesen und Verstehen gefördert wird.

Nachteile:

Der dichte philosophische Ansatz kann für einige Leser eine Herausforderung darstellen. Einige Kritiker könnten der Meinung sein, dass die abstrakte Natur der Argumente eher zu Verwirrung als zu Klarheit führen könnte, und die Betonung der ethischen Lektüre könnte als übermäßig belastend oder subjektiv empfunden werden.

(basierend auf 3 Leserbewertungen)

Originaltitel:

Reading Blindly: Literature, Otherness, and the Possibility of an Ethical Reading

Inhalt des Buches:

Reading Blindly versucht, die Möglichkeit einer Ethik des Lesens zu konzipieren - wobei „Lesen“ als die Beziehung zu einem Anderen verstanden wird, die vor jeder semantischen oder formalen Identifikation stattfindet und daher vor jedem Versuch, das Gelesene demjenigen, der liest, anzugleichen. Daher kann „Lesen“ in der klassischen Tradition der Hermeneutik nicht mehr als Dechiffrierung nach einem festgelegten Regelwerk verstanden werden, da dies nur ein Minimum an Übereinstimmung oder Beziehung zwischen dem Leser und dem Gelesenen herstellen würde. Tatsächlich kann das „Lesen“ nicht mehr als Akt verstanden werden, da ein Akt notwendigerweise die Regeln des Lesers der Struktur dessen, was ihm begegnet, auferlegen würde; mit anderen Worten, der Leser würde sich selbst dem Text auferlegen. Da es sich weder um einen Akt noch um eine regelgeleitete Operation handelt, muss „Lesen“ als ein Ereignis der Begegnung mit einem Anderen gedacht werden - und zwar einem Anderen, das nicht das Andere ist, wie es vom Leser identifiziert wird, sondern heterogen in Bezug auf jede identifizierende Bestimmung. Da es sich um eine Begegnung mit einem unbestimmbaren Anderen handelt - einem Anderen, der anders ist als der Andere -, ist „Lesen“ folglich eine unbedingte Beziehung, eine Beziehung zu keinem festen Beziehungsobjekt. Daher kann man behaupten, dass das „Lesen“ die ethische Beziehung par excellence ist.

Da "Lesen" eine prärelationale Relationalität ist, kann das, was dem Leser begegnet, nur vor jedem Phänomen angetroffen werden: "Lesen" ist daher ein nicht-phänomenales Ereignis oder sogar das Ereignis der Aufhebung aller Phänomenalität. Dies ist eine radikale Rekonstitution des Lesens, die die Blindheit als das postuliert, was das Lesen ermöglicht und zugleich seine Grenze ist. Da es beim Lesen immer einen Aspekt der Wahl gibt - man muss sich dafür entscheiden, für die Möglichkeit des Anderen offen zu bleiben -, ist Reading Blindly im weiteren Sinne auch ein Überdenken der Ethik, wobei man sich stets die Unmöglichkeit vor Augen hält, eine Ethik zu formulieren, die nicht präskriptiv ist. Daher ist Reading Blindly letztlich ein Versuch, das Unmögliche zu tun: vom Lesen als Ereignis zu sprechen. Und da dies nicht theoretisierbar ist - damit es nicht zu einer präskriptiven Theorie wird -, ist Reading Blindly das Postulat des Lesens als Lesen, durch Lesen, wobei Texte als Testgelände für das Lesen selbst gelesen werden. Vordergründig arbeitet Reading Blindly an den Schnittstellen von Literatur und Philosophie und wird Leser interessieren, die sich mit beiden Disziplinen beschäftigen. Da das Lesen jedoch als eine vorrelationale Relationalität rekonstituiert wird, ist es auch ein Überdenken der Kommunikation selbst - ein Überdenken des Raums dazwischen, des Mediums, in dem alle Kommunikation stattfindet - und damit auch der Möglichkeit, miteinander und mit anderen zu kommunizieren.

So ist dieses Werk letztlich eine Meditation über die Endlichkeit und Äußerlichkeit von Literatur und Philosophie, die die Möglichkeit von Korrespondenz und Relationalität - und damit das Wissen selbst - in Frage stellt. Denn alles, was behauptet werden kann, ist, dass das Lesen in erster Linie ein Eingeständnis ist, dass der Text letztlich unwissbar ist; wo das Lesen ein Setzen ist, das sich selbst nichts aussetzt - und in Treue zu nichts ist - außer der Möglichkeit des Lesens.

Weitere Daten des Buches:

ISBN:9781604976335
Autor:
Verlag:
Sprache:Englisch
Einband:Hardcover

Kauf:

Derzeit verfügbar, auf Lager.

Ich kaufe es!

Weitere Bücher des Autors:

Schreibhaut - writing skin
Unsere Haut -.Überall in uns, in uns;Vielfältig, teilbar, gleich und doch verschieden ; unterschiedlich in Teilen innerhalb und überall in ein...
Schreibhaut - writing skin
Zuckerwatte - Cotton Candy
Dies ist die Geschichte eines Mädchens, nach dem wir suchen. Nicht, dass wir wüssten, wo wir sie finden könnten, oder wie wir mit der Suche...
Zuckerwatte - Cotton Candy
Widerstand gegen die Kunst - Resisting Art
Dieser Text versucht, die Frage nach der Beziehung zwischen Kunst und Widerstand, nach der Möglichkeit von Kunst als...
Widerstand gegen die Kunst - Resisting Art
Zum Vergnügen des Textes ... - For The Pleasure of The Text ...
Im Mittelpunkt dieses Buches steht der Versuch zu lesen: Lesen wird hier als Offenheit für...
Zum Vergnügen des Textes ... - For The Pleasure of The Text ...
Den Tod schreiben - Writing Death
„Frag nicht, wem die Stunde schlägt... Eulogie: eines der vielen englischen Wörter, die sich aus legein (sich versammeln) und logos (das Wort,...
Den Tod schreiben - Writing Death
Über das Denken mit - Wissenschaftlern, Wissenschaften und Isabelle Stengers - On thinking with -...
In ihrem Vortrag mit dem Titel "Cosmopolitics:...
Über das Denken mit - Wissenschaftlern, Wissenschaften und Isabelle Stengers - On thinking with - scientists, Sciences, and Isabelle Stengers
Blindes Lesen: Literatur, Anderssein und die Möglichkeit einer ethischen Lektüre - Reading Blindly:...
Reading Blindly versucht, die Möglichkeit einer...
Blindes Lesen: Literatur, Anderssein und die Möglichkeit einer ethischen Lektüre - Reading Blindly: Literature, Otherness, and the Possibility of an Ethical Reading

Die Werke des Autors wurden von folgenden Verlagen veröffentlicht:

© Book1 Group - Alle Rechte vorbehalten.
Der Inhalt dieser Seite darf weder teilweise noch vollständig ohne schriftliche Genehmigung des Eigentümers kopiert oder verwendet werden.
Letzte Änderung: 2024.11.13 22:11 (GMT)