Bewertung:

Das Buch bietet eine eingehende historische Untersuchung der Ansätze, die verschiedene jüdische Gelehrte, insbesondere die Tosafisten und Raschi, gegenüber zum Christentum konvertierten Rückkehrern verfolgten. Es erforscht die Komplexität und die Folgen des Glaubensabfalls im mittelalterlichen Europa und zeigt die unterschiedlichen Meinungen darüber auf, wie Rückkehrer wieder in die jüdische Gemeinschaft integriert werden können.
Vorteile:Der Text wird als brillant und fesselnd beschrieben, mit gründlicher Recherche und aufschlussreicher Analyse der historischen Einstellungen gegenüber Rückkehrern. Die Autorin erklärt komplexe soziale und religiöse Fragen auf zugängliche Weise und macht den historischen Kontext für heutige Diskussionen zu diesem Thema relevant.
Nachteile:Einige Leser könnten die historischen und juristischen Details als dicht oder komplex empfinden. Es wird angedeutet, dass es sich um ein düsteres und herausforderndes Thema handelt, das vielleicht nicht alle Leser anspricht. Außerdem könnte die Diskussion der halachischen Verzweigungen für diejenigen, die mit dem jüdischen Recht nicht vertraut sind, zu technisch erscheinen.
(basierend auf 1 Leserbewertungen)
Brothers from Afar: Rabbinic Approaches to Apostasy and Reversion in Medieval Europe
In Brothers from Afar:Rabbinic Approaches to Apostasy and Reversion in Medieval Europe stellt Ephraim Kanarfogel die lange Zeit vertretene Ansicht in Frage, dass diejenigen, die vom Judentum abgefallen waren und später in die jüdische Gemeinschaft im nördlichen mittelalterlichen Europa zurückkehrten, dazu ermutigt wurden, ihre Plätze wieder einzunehmen, ohne dass es einer besonderen Zeremonie oder eines Aktes bedurfte, der ihren Rückfall bestätigte. Kanarfogels Beweise deuten darauf hin, dass führende rabbinische Autoritäten ab dem späten zwölften Jahrhundert die Ansicht vertraten, dass sich zurückkehrende Abtrünnige einem rituellen Untertauchen und anderen Riten der Reue unterziehen mussten. Er argumentiert auch, dass der Wandel der rabbinischen Positionen im zwölften und dreizehnten Jahrhundert im Wesentlichen eine Reaktion auf die sich verändernde christliche Wahrnehmung der Juden war und nicht einfach eine interne halachische oder rabbinische Entwicklung.
Brüder aus der Ferne ist in sieben Kapitel unterteilt. Kanarfogel beginnt das Buch mit Raschi (1040-1105), der herausragenden europäischen rabbinischen Autorität, die einen Ansatz bevorzugte, der die Rückkehr reuiger Abtrünniger erleichtern sollte. Er erklärt dann, dass Jacob Katz, ein führender jüdischer Sozialhistoriker, zwar behauptet, dass dieser mildere Ansatz in der aschkenasischen Gesellschaft vorherrschte, dass aber eine Reihe von Manuskriptstellen darauf hinweisen, dass Raschis Ansicht von nordfranzösischen Tosafisten in der Mitte des zwölften Jahrhunderts in mehrfacher Hinsicht in Frage gestellt wurde. Deutsche Tosafisten forderten das Untertauchen für einen zurückkehrenden Abtrünnigen als Mittel der Sühne, ähnlich wie bei einem Neubekehrten. Darüber hinaus bemühten sich mehrere prominente Tosafisten darum, den Status von Abtrünnigen aus dem Judentum, die nicht zurückkehrten, sowohl in ehelichen als auch in wirtschaftlichen Fragen weit über den Platz hinauszuheben, der ihnen von Raschi und anderen, die seinen Ansatz unterstützten, zugewiesen wurde. Obwohl diese Mandate entlang textlicher und juristischer Linien formuliert wurden, spielten Überlegungen, wie man die jüdischen Gemeinden vor dem Eindringen des zunehmenden Antijudaismus und dem unverhohlenen Hass auf die Juden als konkurrenzlose Feinde des Christentums schützen könnte, eine große Rolle.
Tatsächlich beruhen die mittelalterlichen christlichen Quellen, die beschreiben, wie Juden mit denjenigen umgingen, die vom Christentum zum Judentum zurückfielen, nicht nur auf volkstümlichen Praktiken und der Kultur, sondern spiegeln auch Konzepte und Praktiken wider, die von der rabbinischen Elite in Nordeuropa gebilligt wurden. Brüder aus der Ferne gehört in die Bibliothek eines jeden Gelehrten der jüdischen und mittelalterlichen Studien.