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The Intellectual History and Rabbinic Culture of Medieval Ashkenaz
In The Intellectual History and Rabbinic Culture of Medieval Ashkenaz stellt der Autor Ephraim Kanarfogel die vorherrschende Auffassung in Frage, dass es der mittelalterlichen aschkenasischen rabbinischen Gelehrsamkeit an Intellektualität oder breit gefächerten wissenschaftlichen Interessen mangelte. Die kulturelle Interaktion zwischen Juden und Christen in Westeuropa war zwar geringer als die der sephardischen Juden, doch Kanarfogels Studie zeigt, dass die intellektuellen Interessen der aschkenasischen Rabbiner weit über talmudische Studien hinausgingen.
Kanarfogel hebt zunächst mehrere Faktoren hervor, die zu einer relativ engen Wahrnehmung der aschkenasischen rabbinischen Kultur beigetragen haben, und argumentiert, dass die Tosafisten und die aschkenasische rabbinische Gelehrsamkeit im Allgemeinen für eine breite Definition der Wahrheiten eintraten, die durch das Studium der Tora entdeckt werden konnten. Er untersucht die Unterschiede in den talmudischen und halachischen Studien zwischen den tosafistischen Zentren in Nordfrankreich und Deutschland, geht auf Aspekte der Bibelauslegung in jeder Region ein und identifiziert wichtige Tosafisten und rabbinische Persönlichkeiten. Kanarfogel untersucht auch das Verfassen liturgischer Poesie (piyyut) durch Tosafisten, das Interesse einiger nordfranzösischer Tosafisten an Formen der (weißen) Magie und des Mystizismus sowie ein Spektrum von Ansichten zur Frage des Anthropomorphismus und Messianismus.
Insgesamt zeigt Kanarfogel, dass der Ansatz der Tosafisten breiter, offener und multidisziplinärer war als bisher angenommen. Gelehrte des Mittelalters und der jüdischen Geschichte werden Kanarfogels Band zu schätzen wissen, der den Höhepunkt einer jahrzehntelangen Forschung zu diesem Thema darstellt.