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Ernest Hilberts neuester Gedichtband Caligulan ist herzzerreißend und humorvoll, voller Liebeslieder und Requiems, Meditationen und Gedenkfeiern. Der Dichter stellt sich vor, wie der Geist des skrupellosen römischen Kaisers Caligula - der über ein heidnisches Reich herrschte, das ebenso wohlhabend wie unfassbar grausam war - über dem modernen Amerika schwebt und sein berüchtigtes Gebot ausspricht, seine Opfer langsam zu töten, „damit sie wissen, dass sie sterben“.
Caligulan ist zugleich erschreckend und berührend, ein Buch, das von den vielen Neigungen und der Wut des Dichters heimgesucht wird, dessen Gedichte von Horrorfilmen und Science-Fiction-Romanen, Heavy Metal und Opern, abgelegener Wildnis und zerstörten Städten inspiriert sind. Hilbert lässt die experimentellen Sonettformen hinter sich, die er in seinen früheren Büchern, Sixty Sonnets und All of You on the Good Earth, entwickelt hat, und liefert einen Chor von Gedichten, die gesprächig und doch bizarr, stürmisch und surreal und doch gekonnt vollendet sind; frech, abrupt und manchmal beißend sarkastisch.
In vier Kapiteln mit jeweils vierzehn Gedichten führt Hilbert den Leser durch die Triumphe und Tragödien des modernen Amerikas, durch schwer fassbare Tröstungen und urzeitliche Schrecken, während er gleichzeitig Witze erzählt, Fragen stellt und Warnungen vor den Dingen ausspricht, die da kommen. Caligulan ist eine meisterhafte neue Sammlung mit einer beeindruckenden und originellen poetischen Stimme.