
The Ancient Lives of Virgil: Literary and Historical Studies
Die antiken Lebensbeschreibungen des Dichters Vergil, die in Prosa (und manchmal in Versen) verfasst sind, haben lange Zeit großen, wenn auch umstrittenen Einfluss gehabt. Moderne Kritiker haben diese Leben oft verachtet, weil sie versuchten, aus der allegorischen Lesart seiner Verse eine Biografie des Dichters zu konstruieren.
Einige Elemente der Lebensbeschreibungen sind jedoch vertrauenswürdig und werden stillschweigend als kanonisch angenommen, vor allem die Datierung von Vergils Tod. Einige Vignetten in den Lebensläufen werden wegen ihres Bildes eines gefühlsbetonten Dichters geschätzt, so etwa, wenn Vergil, indem er in Versen den frühen Tod von Augustus' Neffen Marcellus beschwört, die trauernde Mutter des jungen Mannes in Ohnmacht fallen lässt. Weniger romantische Details aus den Lebensläufen, wie die privilegierten materiellen Verhältnisse Vergils im Herzen des augusteischen Regimes, sind weniger beachtet worden.
Der vorliegende Band, der von einem angesehenen internationalen Team verfasst wurde, zielt darauf ab, die antiken Legenden des Vergil aus verschiedenen Blickwinkeln und in verschiedenen wissenschaftlichen Gattungen neu zu bewerten. Die Allegorie in den Lebenden wird hier um ihrer selbst willen untersucht und als Teil einer entwickelten griechisch-römischen Interpretationsschule dargestellt.
Der literarische Charakter des dem Phokas zugeschriebenen Verslebens wird respektvoll analysiert. Bestimmte politische Bezüge im bekanntesten Prosa-Leben, dem Sueton-Donatan, erweisen sich als offenbar unabhängig von der Allegorie und sind es wert, nach neuen Informationen über die persönliche Geschichte des Dichters zu suchen.
Die Ideen Vergils, die im Mittelalter und in der Renaissance mit Begeisterung aufgenommen und weiterentwickelt wurden, werden hier bis zu den antiken Leben des Dichters zurückverfolgt, die in der Antike verfasst wurden.