Bewertung:

Alain Corbins „Mord und Wut im ländlichen Frankreich“ befasst sich mit einem brutalen Ereignis in der französischen Geschichte, bei dem Bauern in einem chaotischen, von Angst und Wut geschürten Vorfall einen Mann töteten. Der Autor untersucht die weitreichenderen Auswirkungen dieses Vorfalls, einschließlich der Frage, wie Gerüchte historische Erzählungen beeinflussen und die Prozesse, durch die das Chaos gefeiert wird. Das Buch zeichnet sich durch einen journalistischen Stil aus und stützt sich auf verschiedene historische Quellen.
Vorteile:Es bietet eine durchdachte Erkundung wichtiger Fragen im Zusammenhang mit Gewalt und gesellschaftlichem Chaos. Nutzt verschiedene Quellen wie Zeitungen und Gerichtsakten. Kurz und bündig, so dass es für die Leser zugänglich ist. Bietet eine interessante historische Erzählung, die für allgemeinere Themen des menschlichen Verhaltens und der Massengewalt relevant ist.
Nachteile:Es fehlt an ausführlichen Details, was Leser, die eine tiefer gehende Analyse wünschen, möglicherweise nicht zufrieden stellt. Auf die aufgeworfenen Fragen gibt es keine konkreten Antworten, so dass sich manche Leser eine bessere Lösung wünschen. Setzt ein Grundwissen über die französische Geschichte des 19. Jahrhunderts voraus, was Neulinge verwirren könnte. Die Erzählung wird als akademisch beschrieben, was sie möglicherweise für allgemeine Leser weniger ansprechend macht.
(basierend auf 4 Leserbewertungen)
The Village of Cannibals: Rage and Murder in France, 1870
Im August 1870 wurde während eines Jahrmarkts in dem abgelegenen französischen Dorf Hautefaye am helllichten Tag ein grausamer Mord begangen, der die Empörung des ganzen Landes hervorrief. Ein junger Adliger, der fälschlicherweise beschuldigt wurde, republikanische Parolen gerufen zu haben, wurde von einem Mob von Bauern stundenlang grausam gefoltert und anschließend lebendig verbrannt. Gerüchte über Kannibalismus erregten die Gemüter, und die Einzelheiten des Falles wurden in der Boulevardpresse auf dramatische Weise wiedergegeben. Obwohl das Verbrechen von großer politischer Bedeutung war, konzentrierte sich die offizielle Untersuchung auf seine Brutalität. Die Gerechtigkeit folgte auf dem Fuße: Die mutmaßlichen Rädelsführer der Bande wurden im darauf folgenden Winter am Tatort guillotiniert.
Das Dorf der Kannibalen ist eine faszinierende Untersuchung des Historikers Alain Corbin über die sozialen und politischen Ingredienzien einer Alchemie, die im Frankreich des neunzehnten Jahrhunderts gewöhnliche Menschen in Henker verwandelte. Corbins Chronik der Morde ist von großer Bedeutung, da sie ein neues Licht auf den letzten Ausbruch der Bauernwut in Frankreich wirft, der in Mord endete. Kein anderer Autor hat dieses erschütternde Ereignis so eingehend untersucht oder eine solche Fülle von Perspektiven in seine Untersuchung eingebracht.
Corbin untersucht die Vorfälle öffentlicher Gewalt während und nach der Französischen Revolution und zeigt auf, wie frühere Episoden der französischen Geschichte Aufschluss über die Methoden des Mobs und die Wahl seiner Opfer geben. Er beschreibt detailliert die Wahrnehmung der politischen Landschaft durch die Bauern und das Klima der Angst, das ihre Ängste schürte und lange schwelenden Hass entfachte. Anhand von Gerichtsprotokollen, Berichten zeitgenössischer Journalisten und Aussagen von Augenzeugen bietet der Autor eine präzise Chronologie der Ereignisse, die sich an jenem Sommernachmittag auf dem Festplatz abspielten. Seine detaillierte Untersuchung des Mordes in Hautefaye zeigt die politischen Motive der Mörder und die Kluft zwischen ihren Taten und dem Empfinden der Mehrheit der französischen Bürger, die Gewalt nicht mehr als brauchbare Form des politischen Ausdrucks duldeten. Das Buch wird von Wissenschaftlern, Studenten und allgemeinen Lesern wegen seiner fesselnden Einblicke in die Natur der kollektiven Gewalt begrüßt werden.