Bewertung:

Piero Boitanis „The Gospel according to Shakespeare“ (Das Evangelium nach Shakespeare) stellt eine Interpretation von Shakespeares späten Stücken als sein Neues Testament vor und untersucht Themen wie Vorsehung, Vergebung und göttliche Inspiration. Das Buch bietet aufschlussreiche Analysen mehrerer Stücke und argumentiert, dass Shakespeares Werk von biblischen Anspielungen und christlichen Motiven durchdrungen ist. Einige Kritiker sind jedoch der Meinung, dass Boitanis Ansatz durch dogmatische Perspektiven eingeschränkt ist und tiefere Schichten und symbolische Bedeutungen in Shakespeares Text vermissen lässt.
Vorteile:Das Buch wird für seine aufschlussreichen Interpretationen gelobt und zeigt den christlichen Einfluss in Shakespeares späten Stücken auf. Boitanis analytischer Ansatz und seine Leidenschaft für das Thema sind lobenswert, und die Vorstellung, dass Shakespeares Werke göttlich inspiriert sind, findet bei Lesern, die theologische Perspektiven schätzen, Anklang.
Nachteile:Kritiker argumentieren, dass Boitanis Interpretation zu sehr durch Dogmen eingeschränkt ist und ihm das Vokabular fehlt, um die nuancierten emotionalen Erfahrungen zu erkunden, die in Shakespeares Stücken dargestellt werden. Einige sind der Meinung, dass er die Bedeutung von Figuren und Schauplätzen zu stark vereinfacht und dass seine chronologische Lesart der Stücke deren Komplexität nicht genau widerspiegelt, wodurch die Gelegenheit verpasst wird, Shakespeares umfassendere Botschaften vollständig zu verstehen.
(basierend auf 3 Leserbewertungen)
The Gospel according to Shakespeare
In diesem schmalen, poetisch kraftvollen Band entwickelt Piero Boitani seine frühere Arbeit in The Bible and Its Rewritings weiter und konzentriert sich dabei auf Shakespeares "Neuschreibung" der Evangelien.
Boitani legt überzeugend dar, dass Shakespeare das Neue Testament mit großer Sorgfalt und einem allgemeinen Gefühl der Bejahung und Teilhabe gelesen hat und dass viele seiner Stücke ihr eigenes ursprüngliches Testament darstellen, insofern sie die gute Nachricht in menschliche Begriffe übersetzen. In Hamlet und König Lear wird Shakespeares "Neues Testament" nur angedeutet, und Glaube, Erlösung und Frieden werden nur aus der Ferne erspäht.
Aber in Perikles, Cymbeline, Das Wintermärchen und Der Sturm werden die Themen Mitleid und Vergebung, Transzendenz, Immanenz, die Rolle der Gottheit, Auferstehung und Epiphanie offen, wenn auch oft schemenhaft, inszeniert. Die christlichen Evangelien und die christliche Bibel sind die Wegweiser für diese Route. Boitanis ursprünglich 2009 veröffentlichtes Werk Il Vangelo Secondo Shakespeare wurde 2010 mit dem De Sanctis-Preis, einem renommierten italienischen Literaturpreis, ausgezeichnet.
The Gospel according to Shakespeare, das nun zum ersten Mal in englischer Übersetzung vorliegt, macht Boitanis Einblicke in die aktuellen Themen, die das Studium von Shakespeares literarischer Theologie beherrschen, einem breiten wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Publikum zugänglich. Es wird von besonderem Interesse für allgemeine Leser sein, die sich für Shakespeares Originalität und religiöse Perspektive interessieren.