Bewertung:

Das Buch untersucht das Konzept des „puertoricanischen Syndroms“ und kritisiert den ethnozentrischen Ansatz der amerikanischen Psychologie. Es geht auf kulturelle Zusammenhänge ein und bietet Einblicke in die Erfahrungen von Puertoricanern in den USA, was es für alle, die sich für soziale Gerechtigkeit, Latina/o-Themen und Psychoanalyse interessieren, bedeutsam macht.
Vorteile:⬤ Bietet einen historischen und kulturellen Kontext für das Verständnis des puertoricanischen Syndroms
⬤ aufschlussreich für Leser, die sich für soziale Gerechtigkeit und die Kämpfe der Puertoricaner in der US-Gesellschaft interessieren
⬤ hilfreich für diejenigen, die persönlich von dem Syndrom betroffen sind
⬤ humorvoll und fesselnd für einige Leser.
⬤ Einige Leser stellen die Angemessenheit des Titels und des Themas des Buches in Frage
⬤ gemischte Kritiken über die wahrgenommene Effektivität des Themas
⬤ einige Kritiken schienen das Buch mit nicht verwandten Produkten zu verwechseln, was auf die Notwendigkeit einer klareren Kategorisierung hinweist.
(basierend auf 6 Leserbewertungen)
The Puerto Rican Syndrome
Ausgezeichnet mit dem Gradiva-Preis für historische Kultur- und Literaturanalyse und dem Boyer-Preis 2004 für Beiträge zur psychoanalytischen Anthropologie.
In den 1950er Jahren stellten medizinische Offiziere der US-Armee ein neues und rätselhaftes Syndrom fest, das die zeitgenössische Psychiatrie weder erklären noch heilen konnte. Diese Ärzte berichteten, dass puertoricanische Soldaten unter Stress ein sehr eigenartiges und dramatisches Verhalten an den Tag legten, eine theatralische Form der Pseudoepilepsie. Die aufgeschreckten Ärzte beobachteten verängstigte und verwirrte Patienten, die Schaum vor dem Mund hatten, schrien, bissen, traten, anfallsartig zitterten und in Ohnmacht fielen. Das Phänomen schien einer schweren neurologischen Erkrankung zu entsprechen, doch wie bei einigen Formen der Hysterie konnten bei der körperlichen Untersuchung keine Anzeichen für einen organischen Ursprung festgestellt werden. Diese ungewöhnliche Reihe von Symptomen wurde in den medizinischen Aufzeichnungen als "eine Gruppe von auffälligen psychopathologischen Reaktionsmustern, die durch geringfügigen Stress ausgelöst werden", eingetragen und als "Puerto-Rican-Syndrom" bezeichnet.
In diesem klaren und anspruchsvollen neuen Werk untersucht Patricia Gherovici gründlich das so genannte puertoricanische Syndrom in der heutigen Welt, seine sozialen und kulturellen Auswirkungen auf die wachsende hispanische Bevölkerung in den USA und damit auf die USA als Ganzes. Als psychische Krankheit, die angeblich nur in Puerto Rico vorkommt, verbindet dieses Syndrom Nationalität und Kultur mit einer psychiatrischen Krankheit, deren Wiederauftauchen an die spektakuläre Hysterie erinnert, die zur Entdeckung des Unbewussten und zur Geburt der Psychoanalyse führte. Gherovici nutzt auf wunderbare und systematische Weise die kombinierten Erkenntnisse von Freud und Lacan, um den aktuellen Stand der Psychoanalyse und der hispanischen Gemeinschaft in Amerika zu untersuchen. Indem sie diese Erkenntnisse mit Geschichte, aktuellen Ereignissen und ihrem eigenen Fallmaterial verbindet, bietet Gherovici einen verblüffenden, frischen Blick auf das puertoricanische Syndrom als soziales und kulturelles Phänomen. Sie wirft ein neues Licht auf die Zukunft der amerikanischen Gesellschaft und argumentiert, dass die Psychoanalyse im Ghetto nicht nur möglich, sondern auch dringend notwendig ist.