Bewertung:

Das Buch „Sick Building Syndrome and the Problem of Uncertainty“ von Michelle Murphy untersucht die Überschneidungen von Ethnie, Klasse, Geschlecht und Wissenschaft am Beispiel des Sick Building Syndroms. Es wird erörtert, wie historische Kontexte die Wahrnehmung der Umweltgesundheit prägen, insbesondere im Hinblick auf die Exposition gegenüber Chemikalien in Innenräumen, und wie die gesellschaftliche Machtdynamik dieses Verständnis beeinflusst.
Vorteile:⬤ Gut geschrieben mit wertvollen Informationen
⬤ präsentiert eine komplexe Analyse der Überschneidungen von Ethnie, Klasse, Geschlecht und umweltbedingter Gesundheit
⬤ beleuchtet den historischen Kontext des „Sick Building Syndroms“
⬤ bietet kritische Einblicke, wie Privilegien die Wahrnehmung von Gesundheitsrisiken beeinflussen.
⬤ Kann für manche Leser dicht und komplex sein
⬤ erfordert ein ausgeprägtes Verständnis gesellschaftspolitischer Konzepte, um die Argumente vollständig zu erfassen
⬤ bestimmte Analysen können als zu akademisch oder spezialisiert angesehen werden.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
Sick Building Syndrome and the Problem of Uncertainty: Environmental Politics, Technoscience, and Women Workers
Vor 1980 gab es das Sick-Building-Syndrom nicht. In den 1990er Jahren gehörte es zu den am häufigsten untersuchten arbeitsbedingten Gesundheitsproblemen in den Vereinigten Staaten.
Die von Kopfschmerzen, Hautausschlägen und Störungen des Immunsystems geplagten Büroangestellten - zumeist Frauen - bezeugten, dass ihre Arbeitsplätze voller toxischer Gefahren waren; dennoch konnten die staatlichen Ermittler keine chemische Ursache feststellen. Diese detailreiche Geschichte erzählt, wie das Sick-Building-Syndrom entstanden ist: wie die Exposition gegenüber Chemikalien in Innenräumen, die aus synthetischen Teppichen, Tinte, Klebstoff, Lösungsmitteln usw. stammen, zu einem Problem wurde, über das sich relativ privilegierte Amerikaner Sorgen machten, das sie spürten und gegen das sie schließlich etwas unternehmen wollten.
Wie Michelle Murphy zeigt, gibt das Sick-Building-Syndrom Aufschluss darüber, wie sich die Umweltpolitik in die Innenräume verlagerte. Das Sick-Building-Syndrom steht für eine Politik der Ungewissheit, die auch heute noch die amerikanischen Umweltdebatten prägt.
Michelle Murphy untersucht die Erzeugung von Unsicherheit, indem sie mehrere Geschichten nebeneinander stellt, von denen jede erklärt, wie eine Experten- oder Laientradition chemische Expositionen wahrnehmbar oder nicht wahrnehmbar, existent oder nicht existent machte. Sie zeigt, wie die Unsicherheit aus einem komplexen Zusammenspiel von feministischem Aktivismus, Protesten von Büroangestellten, Lüftungstechnik, Toxikologie, populärer Epidemiologie, Unternehmenswissenschaft und Ökologie entstanden ist.
In einer aufschlussreichen Fallstudie reflektiert sie die Bemühungen von EPA-Wissenschaftlern, ihren Hauptsitz als krankes Gebäude anerkennen zu lassen. Murphy führt all diese Geschichten in einem Buch zusammen, das nicht nur eine gründliche Darstellung eines umweltbedingten Gesundheitsproblems ist, sondern auch eine viel tiefere Erforschung der Beziehung zwischen Geschichte, Materialität und Unsicherheit.