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The Vicarious Brain, Creator of Worlds
Sich im Dunkeln in einem vertrauten Raum zurechtfinden oder nach einer traumatischen Hirnverletzung wieder lesen lernen.
Sich mit einem Avatar durch eine virtuelle Landschaft zu bewegen oder sich eine Szene mit den Augen einer Figur vorzustellen - all dies sind Ausdruck einer grundlegenden Eigenschaft des Lebens, meint Alain Berthoz. Sie sind Beispiele für Vikarianz, wenn das Gehirn eine Sackgasse umgeht, indem es einen Prozess oder eine Funktion durch eine andere ersetzt. In The Vicarious Brain, Creator of Worlds (Das stellvertretende Gehirn, Schöpfer der Welten) zeigt Berthoz, dass diese Fähigkeit die Grundlage der menschlichen Fähigkeit ist, kreativ zu denken und in einer komplexen Welt zu funktionieren.
Der Begriff "Stellvertreter" wird oft mit Stellvertretern und Delegierten in Verbindung gebracht, aber er bezieht sich auch auf einen biologischen Prozess, bei dem ein gesundes Organ für ein defektes Gegenstück einspringt. Berthoz, ein Neurowissenschaftler, nähert sich der Stellvertretung über neuronale Netzwerke und fragt, wie beispielsweise ein Blinder einen erhöhten Tastsinn entwickeln kann. Er beschreibt auch, wie unser Gehirn die physische Realität modelliert und wie wir diese Modelle nutzen, um Dinge zu verstehen, die uns fremd sind. Über die Grenzen der Disziplinen hinweg erforscht er die Vorstellungen vom stellvertretenden Leben in Paläontologie, Ethologie, Kunst, Literatur und Psychologie.
Durch eine fesselnde Untersuchung zahlreicher Facetten der Viktimität zeigt Berthoz deren Auswirkungen auf die tägliche Entscheidungsfindung des Einzelnen und im weiteren Sinne auf die Erschaffung von Welten durch das Gehirn. Da unser persönliches und soziales Leben durch virtuelle Realitäten verändert wird, ist es wichtiger denn je, dass wir Viktimität in unserer immer komplexeren Umgebung und als einen Aspekt unserer eigenen sich vervielfältigenden Identitäten verstehen.