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The People Are Missing: Minor Literature Today
"Das Volk fehlt" ist ein ständiger Refrain in den Schriften von Gilles Deleuze und Felix Guattari nach der Veröffentlichung von Kafka: Pour une litterature mineure im Jahr 1975.
Mit der Übersetzung dieses Werks ins Englische (Kafka: Toward a Minor Literature) im Jahr 1986 wurde der Refrain schnell zu einem Markenzeichen der politischen Interpretation in der nordamerikanischen Akademie und wurde insbesondere auf die Werke von Minderheiten und postkolonialen Schriftstellern angewandt. Im zweiten Kinobuch Cin ma 2: L'Image-temps beschränkt sich der Refrain jedoch auf das Kino der Dritten Welt, in dem Deleuze und Guattari die Bedingungen des wahrhaft politischen Kinos der Nachkriegszeit verorten: die Abwesenheit, ja die Unmöglichkeit eines Volkes, das seine organische Gemeinschaft bilden würde.
In dieser kritischen Reflexion spürt Gregg Lambert der "Verengung" des Refrains selbst sowie der Prämisse nach, dass der Akt der Kunst in der Lage ist, die Bedingungen eines "Volkes" oder einer "Nation" zu erfinden, und fragt, ob dies nur zu einer Verringerung der positiven Bedingungen von Kunst und Philosophie in der Postmoderne führt. Lambert bietet eine beispiellose Untersuchung der Entwicklung von Deleuzes Hoffnungen für die revolutionären Ziele der kleinen Literatur und des damit verbundenen Begriffs des fehlenden Volkes im Kontext der zeitgenössischen kritischen Theorie.