Bewertung:

Das Buch „The Age of Guilt“ von Mark Edmundson bietet eine tiefgreifende Untersuchung des Konzepts des Über-Ichs und seiner Auswirkungen auf die zeitgenössische amerikanische Kultur, insbesondere im Kontext der digitalen Medien und der politischen Polarisierung. Durch fesselndes Schreiben und durchdachte Analysen untersucht er die Dynamik von Schuld und die kulturellen Spannungen, die die heutige Gesellschaft beeinflussen.
Vorteile:Zugänglich und gelehrt geschrieben, aufschlussreiche Analyse zeitgenössischer kultureller Themen, überzeugende Untersuchung von Freuds Ideen, anwendbar auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen, zeitgemäß und zum Nachdenken anregend, unterhaltsame Riffs auf das kulturelle Über-Ich.
Nachteile:Fehlende Zitate und bibliografische Angaben, gelegentliche Fehler in den Zitaten, geht möglicherweise nicht auf alle dringenden kulturellen Fragen ein (z. B. Umweltfragen), einige könnten die Themen als störend empfinden.
(basierend auf 4 Leserbewertungen)
The Age of Guilt: The Super-Ego in the Online World
Wie Freuds Konzept des Über-Ichs uns helfen kann, das raue kulturelle Klima des digitalen Zeitalters zu verstehen
Absagen, Sündenböcke, Tobsuchtsanfälle auf Twitter. Wie konnte das Internet, das als Ort des offenen Denkens und Austauschs begann, zu einem Forum für Grausamkeit und Verurteilung werden? Kann eine ganze Kultur geisteskrank werden? Wie können wir dieses Problem verstehen und darauf reagieren?
Mark Edmundson betrachtet die zeitgenössische Kultur und den Diskurs mit Hilfe von Freuds Konzept des Über-Ichs, des moralischen und häufig irrationalen inneren Richters. Der Dichter William Blake war auf diesen „dunklen Druck der Selbstverurteilung“ eingestellt, und auch Nietzsche kannte seine Macht. Eine Möglichkeit, die Selbstverurteilung des Über-Ichs (vorübergehend) abzuschwächen, besteht darin, sie stattdessen nach außen zu richten und andere für vermeintliche Verstöße zu verurteilen und sogar zu bestrafen. Natürlich schlagen diese Zielpersonen zurück, was zu einer Kaskade von Verbitterung und sogar Hass führt. Edmundson spürt der zerstörerischen Leidenschaft des Über-Ichs in Bezug auf Politik, Ethnie, Geschlecht, Klasse, Bildung und mehr nach und stützt sich dabei auf psychologische Studien, Erfahrungen im Klassenzimmer sowie auf die Arbeiten von Adam Phillips und Slavoj Zizek. Edmundson schlägt Wege vor, das Über-Ich zu steuern und es sogar in eine affirmative Kraft zu verwandeln.
In The Age of Guilt (Das Zeitalter der Schuld) stellt Edmundson das Versprechen der Freudschen Theorie wieder her, indem er unseren einzigartigen sozialen Moment mit psychologischer Einsicht, Menschlichkeit und Gelehrsamkeit erkundet.