Bewertung:

Das Buch bietet eine wissenschaftliche Untersuchung des zwischenmenschlichen Vertrauens in den internationalen Beziehungen, insbesondere wie es die Außenpolitik zwischen Gegnern beeinflusst. Es unterstreicht die Bedeutung persönlicher Beziehungen, historischer Erinnerungen und die Komplexität des Vertrauensaufbaus zwischen Führungspersönlichkeiten.
Vorteile:⬤ Gut recherchiert und geschrieben
⬤ wertvoller Beitrag zur Literatur über Wahrheitskommissionen
⬤ bietet tiefe Einblicke in die Dynamik des Vertrauens
⬤ strukturiert und gut argumentiert
⬤ enthält Beispiele aus der Praxis.
⬤ Trockener und akademischer Ton
⬤ könnte Gelegenheitsleser nicht fesseln
⬤ herausfordernd für diejenigen ohne Hintergrundwissen zum Thema
⬤ der Rückgriff auf fiktive Beispiele könnte die Glaubwürdigkeit des Buches beeinträchtigen.
(basierend auf 5 Leserbewertungen)
Trusting Enemies
Wie können zwei Feinde ihre Beziehung in eine kooperative Beziehung umwandeln? Der Ausgangspunkt für dieses Buch ist, dass die Disziplin der Internationalen Beziehungen diese Frage nicht gut beantwortet hat. Der Grund dafür ist, dass das Konzept des Vertrauens - und die Möglichkeit, neue vertrauensvolle Beziehungen zwischen Feinden aufzubauen - von der Disziplin an den Rand gedrängt wurde. Um zu verstehen, wie Feinde kooperieren, müssen wir uns auf das Potenzial für den Aufbau vertrauensvoller Beziehungen zwischen Staatsführern konzentrieren, argumentiert der Autor. Das Buch argumentiert, dass der Aufbau persönlicher Vertrauensbeziehungen über die Feindgrenzen hinweg die beste Chance bietet, die "Feindbilder", die den Sicherheitswettbewerb anheizen, abzubauen.
Bisherige Theorien zur Vertrauensbildung in der Disziplin der Internationalen Beziehungen haben sich auf die staatliche und individuelle Ebene konzentriert. Nicholas Wheeler plädiert für eine neue Analyseebene - die zwischenmenschliche Ebene - und zeigt, wie der Aufbau von Vertrauen zwischen Führungspersönlichkeiten die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Staaten verändert. Er zeigt, wie der Prozess der zwischenmenschlichen Bindung zwischen zwei Führungspersönlichkeiten - insbesondere durch persönliche Diplomatie - zu dem führen kann, was er einen "Vertrauenssprung" nennt. Er entwickelt seine Argumentation anhand von drei detaillierten Fallstudien: die Interaktion zwischen den Führern der USA und der Sowjetunion, Ronald Reagan und Michail Gorbatschow; die Beziehung zwischen dem indischen Premierminister Atal Bihari Vajpayee und seinem pakistanischen Amtskollegen Nawaz Sharif im Rahmen des Friedensprozesses von Lahore; und die gescheiterten Versuche von Barack Obama, eine vertrauensvolle Beziehung zu Irans Ajatollah Ali Chamenei aufzubauen.
Das Buch stellt die bisher maßgebliche Bewertung der Vertrauensforschung in den Internationalen Beziehungen dar und entwickelt eine Theorie, die erklärt, wie zwischenmenschliche Vertrauensbeziehungen auf den höchsten Ebenen der Diplomatie möglich werden; Beziehungen, die durch die Veränderung von Feindbildern die Möglichkeiten staatlichen Handelns in Konfliktsituationen neu begründen.