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Thinking in the Language of Reality
Sadr al-Dîn Qûnavî (1207-74 n. Chr.) war für die Entwicklung der systematischen Philosophie von zentraler Bedeutung und trug indirekt zur Entstehung von Forschungsbereichen bei, die als grundlegend für unsere moderne wissenschaftliche Sichtweise gelten.
Er war Teil einer umfassenderen Kritik an der traditionellen aristotelischen Erkenntnistheorie, die, wie Dr. Shaker argumentiert, in zwei historischen „erkenntnistheoretischen Öffnungen“ gipfelte. Die erste erstreckte sich vom 10.
bis zum 15.
Jahrhundert unter der Ägide der islamischen Zivilisation (in einem nicht-konfessionellen Sinne). Die zweite fand auf dem europäischen Kontinent zwischen dem 18.
und der Mitte des 20. Jahrhunderts statt. Dr.
Shaker vergleicht diese beiden Perioden in seiner Einführung, wobei er die wichtigsten Konvergenzpunkte herausstellt und Qûnavî in einen breiten historischen Kontext stellt. In seinem Hauptwerk, dem Kitâb icjâz al bayân, nimmt Qûnavî das uralte Problem des Wissens zum Ausgangspunkt. Ibn Sînâ - den Thomas von Aquin und die lateinische Scholastik als Avicenna kannten - hatte scharfsinnig erklärt, dass der Mensch nicht in der Lage sei, allein durch theoretische Überlegungen „die Wirklichkeit der Dinge“, geschweige denn Gott, wirklich zu erkennen.
Qûnavî nimmt die Herausforderung an und zeigt, unter welchen Bedingungen man Anspruch auf ein solches Wissen erheben kann. Er entwickelt ein Paradigma, das sich auf die logischen, linguistischen und exegetischen Erkenntnisse seiner Vorgänger, insbesondere Ibn cArabîs, stützt.
Die daraus resultierende Synthese, die das sich entfaltende Buch der Selbstmanifestation als Wurzel allen Wissens ansieht, eröffnet die unendlichen Möglichkeiten, die die Sprache für das Sprechen und Denken über die „Wirklichkeit“ bietet. Genauer gesagt, sind sprachliche Konstruktion und Bedeutungsbildung von einer Erfahrungsdimension geprägt, die der formalen Logik verborgen war.