
Thinking in Cases: Ancient Greek and Imperial Chinese Case Narratives
Wer hat Angst vor Fallliteratur? In einem einflussreichen Artikel ("Thinking in Cases", 1996) plädierte John Forrester für ein ernsthafteres Studium der Fallliteratur und veranschaulichte seine Argumente vor allem anhand kasuistischer Rechtstraditionen. Anders als in den modernen Literaturen machen Fallsammlungen einen bedeutenden Teil der antiken literarischen Traditionen aus, z.
B. in der mesopotamischen, griechischen und chinesischen Literatur, vor allem in medizinischen und forensischen Kontexten. Die Gattung der Fälle wurde jedoch von modernen Wissenschaftlern in der Regel nicht als eigenständige Gattung untersucht.
Aufgrund ihrer weiten Verbreitung bietet sich die Fallliteratur für vergleichende Studien an, zu denen dieser Band einen Beitrag leisten will. Während Fälle oft wirklich faszinierende erkenntnistheoretische Rätsel darstellen, bieten sie darüber hinaus aufgrund ihres narrativen Charakters ästhetische Leseerlebnisse.
Der Fall, verstanden als eine wissensvermittelnde Erzählung über das Besondere, ermöglicht also sowohl epistemische als auch ästhetische Ansätze. Der vorliegende Band präsentiert sieben umfangreiche Studien zu Fällen und Fallliteratur: Die behandelten Themen sind medizinische, forensische, philosophische und mathematische Fälle aus der griechischen Antike, medizinische Fälle aus dem kaiserlichen China und medizinische Fallbeschreibungen aus dem 20.
Jahrhunderts. Die Sammlung möchte einen Leitfaden dafür bieten, was man mit Fällen tun und wie man über sie denken kann.