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The Enclosed Garden and the Medieval Religious Imaginary
Im Mittelalter war das fesselnde Motiv des ummauerten Gartens - insbesondere in seiner Erscheinungsform als heiliger oder von der Liebe inspirierter hortus conclusus - ein gängiges literarisches Mittel. In der Regel wurde er mit der Jungfrau Maria oder der Dame der Volksromantik in Verbindung gebracht und erschien in unzähligen literarischen und ikonografischen Formen, vor allem wegen seiner ästhetischen, dekorativen und symbolischen Qualitäten.
Diese Studie konzentriert sich auf die komplexeren metaphysischen Funktionen und Bedeutungen, die ihm zwischen 1100 und 1400 zugeschrieben wurden - und insbesondere auf die, die mit den Gärten von Eden und dem Hohelied verbunden sind. Auf der Grundlage zeitgenössischer Theorien zu Geschlecht, Gärten, Landschaft und Raum wird insbesondere das Wiederauftauchen und die Neubearbeitung der Idee und des Bildes des geschlossenen Gartens in den Schriften mittelalterlicher heiliger Frauen und anderen weiblich kodierten Texten nachgezeichnet. Dabei wird der eingezäunte Garten als Generator einer stark geschlechtsspezifischen hermeneutischen Prägung innerhalb des mittelalterlichen religiösen Imaginären dargestellt - in der Tat als eine alternative "Sprache", die verwendet wurde, um jene hochkomplexen, weiblich kodierten Zugänge zu Gott zu artikulieren, die die spätmittelalterliche Religiosität dominieren sollten.
Das Buch ist auch eine Antwort auf die "ökologische Wende" in unserer eigenen unruhigen Zeit, die versucht, das Nichtmenschliche wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen und privaten Diskurses zu stellen. Die untersuchten Texte laden daher dazu ein, sie sowohl als literarische als auch als "gärtnerische" Räume zu betrachten, in denen die Form oft den Inhalt widerspiegelt und in denen ihre Autoren auch fleißige "Gärtner" sind - die apokryphen Leben Adams und Evas zum Beispiel, der gärtnerisch geprägte Hortus Deliciarum von Herrad von Hohenburg und die "grünen" Philosophien der Scivias von Hildegard von Bingen; die visionären Schriften von Gertrud der Großen und Mechthild von Hackeborn, die in ihrem Nonnenkloster Helfta zusammenarbeiten; das mittelenglische Gedicht Pearl und die vielfältigen Überarbeitungen des zutiefst problematischen und zunehmend sexualisierten Gartens, der die biblische Figur der Susanna umgibt.