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The Judge and the Philosopher
Dieses Buch ist der zweite von vier Bänden, die in der Reihe The Judge and the Creative Positivist veröffentlicht werden. Der kreative Positivismus ist eine Rechtsphilosophie, die eine Erweiterung der positivistischen Rechtstheorie von H. L. A. Hart ist, die er in seinem klassischen Werk The Concept of Law darlegt. David Moskowitz hat eine besondere Beziehung zu The Concept of Law, denn Hart war sein Tutor und nutzte seine Kritik an The Concept of Law als Grundlage für die Entscheidung, dass er sich für den D. Phil. an der Universität Oxford qualifizieren würde.
Im ersten Band, The Judge and the Umpire, erklärt der Autor, warum Richter nicht wie Schiedsrichter sind, weil Richter die Befugnis haben, neue rechtliche Regeln zu schaffen. In diesem zweiten Band untersucht Moskowitz den Einfluss der amerikanischen Rechtsrealisten, die feststellten, dass Richter bei der Entscheidung von Fällen nicht immer die Regeln des bereits bestehenden Rechts anwenden.
Der Rechtspositivismus stützt sich auf drei Theorien: die Abstammungstheorie (Gesetze beruhen auf den Quellen der Rechtsnormen), die Trennungstheorie (die Unterscheidung zwischen geltendem und potenziellem Recht, die Unterscheidung zwischen Recht und Nicht-Recht und die Trennung von Rechtsnormen und moralischen Regeln) und die Ermessensfreiheitstheorie (Richter haben bei unklarer Rechtslage einen Ermessensspielraum, um neue Rechtsnormen zu schaffen, anstatt Fälle nur nach den Regeln zu entscheiden, die vor der Entscheidung des Falles bestanden).
In Harts Version der Ermessensspielraumtheorie üben die Richter ihren Ermessensspielraum nur in den Fällen aus, in denen das vorher bestehende Recht unbestimmt ist (die schwierigen Fälle). Hier vertritt Moskowitz die Auffassung, dass Richter in allen Fällen, in denen sie eine neue Rechtsnorm schaffen, Ermessen ausüben. Dazu gehören auch Fälle, in denen die Rechtslage vor der Entscheidung feststeht, in denen der Richter aber das bestehende Recht nicht anwendet und stattdessen eine neue Rechtsnorm schafft. Moskowitz zeigt am Beispiel des Gesetzes über die Zoneneinteilung, wie sich die Justiz auf solche Rechtsentscheidungen auswirkt.
Dieses Buch ist für Jurastudenten und alle Leser von Interesse, die verstehen wollen, welche Quellen die Richter bei ihren Entscheidungen heranziehen und nach welchen Maßstäben diese Entscheidungen bewertet werden können.