Bewertung:

Das Buch „Der Sohn des armen Mannes“ von Mouloud Feraoun ist ein halb-autobiografisches Werk, das in Algerien während der französischen Besatzung spielt und das Leben und die Kämpfe eines Berberjungen schildert. Es ist sowohl eine persönliche Erinnerung als auch eine anthropologische Studie über das Volk der Kabylen. Die historische Einführung hilft, den Kontext zu verstehen, und die Erzählung befasst sich mit den Themen Kolonialismus und kulturelle Identität, insbesondere mit den Herausforderungen, denen sich die Einheimischen im kolonialisierten Algerien gegenübersehen.
Vorteile:⬤ Bietet wertvolle historische und kulturelle Einblicke in das Leben in Algerien während der französischen Besatzung.
⬤ Die Einleitung bietet einen wichtigen Kontext, der das Verständnis des Lesers fördert.
⬤ Das Buch ist eine Mischung aus Memoiren und anthropologischer Beobachtung, was es sehr informativ macht.
⬤ Feraouns einzigartiger Schreibstil und sein selbstironischer Ton verleihen der Erzählung Charme.
⬤ Die wiederhergestellten Teile enthalten kritische Ansichten über den Kolonialismus und bieten ein tieferes Verständnis des historischen Kontextes.
⬤ Als Roman fehlt es dem Buch an traditionellen Elementen wie Handlung, Drama und Spannung.
⬤ Der Schreibstil ist manchmal etwas seltsam und wechselt zwischen der ersten und dritten Person, was manche Leser als störend empfinden könnten.
⬤ Die englische Übersetzung wird dem Originaltext nicht ganz gerecht.
⬤ Einige Inhalte wurden in früheren Ausgaben ausgelassen, was die Vollständigkeit der Geschichte beeinträchtigen kann.
(basierend auf 4 Leserbewertungen)
The Poor Man's Son
Wie der autobiografische Held dieses klassischen Erstlingsromans wuchs Mouloud Feraoun in der zerklüfteten Kabyle-Region des französisch kontrollierten Algeriens auf, wo sich die Aussichten für die meisten muslimischen Berbermänner darauf beschränkten, als Hirten zu arbeiten oder nach Frankreich auszuwandern, um dort in Fabriken zu arbeiten. Feraoun entging diesem Schicksal, indem er im kolonialen Schulsystem hervorragende Leistungen erbrachte - als Schüler und später als Lehrer an der Ecole Normale - und blieb fest in der kabylischen Kultur verwurzelt. Diese doppelte Perspektive verstärkte nur seinen oft brutalen Blick auf die Verwüstungen seines Landes durch Armut, Kolonialherrschaft und einen Weltkrieg, der wie ein großer Sturm über Algerien hereinbrach.
Diese umkämpfte Gesellschaft und Feraouns einzigartige Position darin wurden zum Rohmaterial für Der Sohn des armen Mannes. Ursprünglich 1950 veröffentlicht, wurde der Roman 1954 neu aufgelegt, wobei sein Stil "korrigiert" wurde, um umgangssprachliche Manierismen und Zeitformen zu entfernen. Vielleicht noch wichtiger ist, dass ein ganzer Abschnitt weggelassen wurde, was den Schluss und den gesamten Inhalt des Buches erheblich veränderte. Nichtsdestotrotz ist das Buch in dieser Fassung bis heute im Französischen bekannt. Diese neue Übersetzung, die auf dem Originaltext von 1950 basiert, ist nicht nur deshalb bemerkenswert, weil sie Feraouns Klassiker einem englischsprachigen Publikum zugänglich macht, sondern auch, weil sie das Buch zum ersten Mal seit fünfzig Jahren wieder in seiner Gesamtheit präsentiert.
Als direkte Antwort auf Albert Camus' Aufruf an die Algerier, der Welt ihre Geschichte zu erzählen, bleibt Der Sohn des armen Mannes auch nach einem halben Jahrhundert die endgültige Karte der kabylischen Seele.