Bewertung:

Das Buch erforscht das historische Leben von Mönchen und ihre Herangehensweise an Aufmerksamkeit, Ablenkung und Meditation und stellt eine Verbindung zwischen mittelalterlichen Praktiken und den heutigen Sorgen um Achtsamkeit und Stress her.
Vorteile:Faszinierender und erhellender Inhalt, gut recherchiert, einnehmender Schreibstil, bietet eine einzigartige Perspektive auf den menschlichen Zustand, nachvollziehbare Themen der Ablenkung und Achtsamkeit, und sehr empfehlenswert für diejenigen, die sich für Geschichte und Kultur interessieren.
Nachteile:Einige Leser empfanden den Schreibstil als langweilig und den Inhalt als schmal, da es an einer eingehenden Beschäftigung mit dem mittelalterlichen Intellektualismus mangelt und einige Abschnitte die Aufmerksamkeit nicht wirklich fesseln.
(basierend auf 11 Leserbewertungen)
The Wandering Mind: What Medieval Monks Tell Us about Distraction
Das digitale Zeitalter wird von Ablenkungen heimgesucht, und es scheint, dass die Dinge nur noch schlimmer werden. In Zeiten wie diesen winkt die ferne Vergangenheit als goldenes Zeitalter der Aufmerksamkeit. Wir fantasieren davon, unseren Bildschirmen zu entkommen. Wir träumen davon, die Ruhe einer Welt mit weniger Lärm wiederzufinden. Wir stellen uns vor, dass wir uns in die Einsamkeit und Zielstrebigkeit zurückziehen, fast wie neuzeitliche Mönche.
Doch obwohl wir uns die frühen Mönche als Meister der Konzentration vorstellen, fiel ihnen ein Leben der Achtsamkeit nicht leicht. Wie der Historiker Jamie Kreiner in The Wandering Mind zeigt, waren ihre Versuche, den Geist auf Gott auszurichten - die göttliche Ordnung und ihre ethischen Anforderungen kontinuierlich zu betrachten - alles verzehrend, und ihre Kämpfe gegen die Ablenkung waren endlos. Kreiner untersucht die Erfahrungen frühchristlicher Mönche, die von 300 bis 900 n. Chr. im Nahen Osten, im Mittelmeerraum und in ganz Europa lebten, und zeigt, dass diese Männer und Frauen in einer Weise von Ablenkung besessen waren, die bemerkenswert modern erscheint. Gleichzeitig legt sie nahe, dass unsere eigene Besessenheit bemerkenswert mittelalterlich ist. Die griechischen und römischen Intellektuellen der Antike hatten sich gelegentlich über Ablenkung beklagt, aber es waren die frühen christlichen Mönche, die einen regelrechten Krieg gegen sie führten. Der Einsatz hätte nicht höher sein können: Für sie war Ablenkung eine Frage von Leben und Tod.
Auch wenn sich die Welt von heute stark von der des frühen Mittelalters unterscheidet, können wir dennoch etwas über unsere eigene Ablenkbarkeit lernen, wenn wir uns die anstrengenden Konzentrationsbemühungen der Mönche genauer ansehen. Kreiner stützt sich auf eine Fülle von Quellen, die die Mönche hinterlassen haben, und rekonstruiert die Techniken, die sie in ihrem lebenslangen Bestreben, ihren Geist zu beherrschen, entwickelt haben - von reglementierten Arbeitsplänen und ausgefeilten metakognitiven Übungen bis hin zu körperlichen Vorschriften für Hygiene, Schlaf, Sex und Ernährung. Sie fängt die flüchtigen Momente reiner Achtsamkeit ein, die einige Mönche zu ergreifen vermochten, und die vielen Male, in denen die Mönche kämpften und scheiterten und zurück zum Reißbrett gingen. Mit einer Mischung aus Geschichte und Psychologie ist The Wandering Mind ein witziger, erhellender Bericht über menschliche Fehlbarkeit und Genialität, der eine Brücke zwischen einer fernen und unserer Zeit schlägt.