Bewertung:

Bei dem Buch handelt es sich um eine aktualisierte Sammlung von Aufsätzen über menschlichen Kannibalismus, die verschiedene Perspektiven bietet und sich mit kulturellen Vorurteilen zu diesem Thema auseinandersetzt, insbesondere im Zusammenhang mit dem Kolonialismus. Es ist zwar informativ und wissenschaftlich fundiert, aber nicht umfassend genug und konzentriert sich hauptsächlich auf Daten aus Neuguinea.
Vorteile:Interessante Aufsätze, unterschiedliche Standpunkte, sachlicher und wissenschaftlicher Ansatz, besser als ältere Sammlungen.
Nachteile:Nicht sehr umfassend, nur 150 Seiten, konzentriert sich hauptsächlich auf Daten aus Neuguinea.
(basierend auf 1 Leserbewertungen)
The Anthropology of Cannibalism
Anhand neuer Falldaten aus südamerikanischen, australischen und papua-neuguineischen Gesellschaften untersuchen die Autoren, wie sich kulturelle Vorstellungen vom Menschen in scheinbar universellen Vorstellungen von unserem Potenzial zur Anthropophagie widerspiegeln. Unabhängig davon, ob eine Gesellschaft tatsächlich Kannibalismus praktiziert oder nicht, werden diese Vorstellungen oft auf der Ebene der Folklore und des Mythos artikuliert, wo das Fleischessen mit symbolischen Bedeutungen durchdrungen ist, die sich auf Vorstellungen über die Regeneration nach dem Tod, die Gleichwertigkeit von Menschenfleisch und Nahrung sowie die Moral des sozialen Austauschs in und zwischen Gruppen konzentrieren.
So wird Kannibalismus gleichzeitig zu einer Ressource für politische Agenden, die ethnische Stereotypen von exotischen Anderen verewigen, zu einer kulturellen Praxis, die in der Lage ist, gewaltsame Unterdrückung auszudrücken und den Tod in einen lebenserhaltenden Prozess zu verwandeln, und zu einem Thema, dessen schreckliches Potenzial unheilvolle Monster und Mythen zur öffentlichen Belustigung wie auch zur Kinderkontrolle hervorbringt. Kannibalismus ist in der volkstümlichen Tradition die Definition des Gegensatzes zur gesellschaftlich akzeptierten Moral, aber auch etwas, das in der Praxis ein Mittel zur Regeneration und Reproduktion positiver Werte war.
Kannibalismus wird als Teil des Tauschhandels zwischen Menschen gesehen, die ihre wirtschaftliche und politische Welt in und durch Symbole definieren wollen. Dieses Buch ist ein wichtiger Meilenstein, der wertvolle Korrekturen sowohl für den akademischen Diskurs über Kannibalismus als auch für die weit verbreiteten konventionellen Ansichten zu diesem Thema liefert.