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The Berlin Wall
Europa, 2020. Manche behaupten, dass die Berliner Mauer, die einst ein lebendiges Gebilde war, wieder zusammenwächst und ihre verstreuten Teile auf der anderen Seite der Geschichte wieder zusammenfinden wollen. Der europäische Kontinent zittert am Rande des totalen Krieges, entweder in der Realität oder tief in seiner eigenen fiebrigen Fantasie. Der neue Roman von David Leo Rice ist teils apokalyptische Satire in der Gegenwart, teils neomittelalterliche Phantasmagorie. Er präsentiert eine alternative Geschichte der Gegenwart, in der das Internet zu einem eigenen Territorium geworden ist und instabile Fraktionen, die von Nationalismus, Liberalismus und Romantik besessen sind, sich gegenseitig zu einem Zusammenstoß treiben, der die Begriffe Zuflucht und Kultur in die Wahnvorstellungen eines Verrückten verwandeln könnte.
Mit The Berlin Wall hat David Leo Rice einen Text vorgelegt, der sich völlig eigenständig anfühlt: Er hat das seltenste aller schriftstellerischen Kunststücke vollbracht und ist zu seinem eigenen Genre geworden. Kein anderer Schriftsteller, den ich kenne, verkörpert die Gleichzeitigkeit so klar und verbindet die Ästhetik der Gnosis, der Dekadenz und der Popkultur mit der Klarheit der Prosa. Wenn Das neue Haus ein Bildungsroman aus alternativen Dimensionen war, ist Die Berliner Mauer eine allegorische Geschichte der Gegenwart. Es ist, als ob Rice eine Archäologie der Zeit vorlegt, die die menschliche Chronologie entstaubt, um den multiplikativen Ursprung des Lebens in all seiner sich windenden, in sich geschlossenen Logik zu enthüllen. Er zeichnet auf, wie sich Formen bilden und wie die grobe larvenartige Einfachheit des Faschismus in Körper eindringt und sich dort reproduziert.
- Thomas Kendall, Autor von The Autodidacts und How I Killed the Universal Man