
The Cast of Character: Style in Greek Literature
Lange bevor Aristoteles in seiner Rhetorik die Elemente des sprachlichen Stils erläuterte, die der Schrift ihre Überzeugungskraft verleihen, wussten die griechischen Dichter und Prosaautoren, wie wichtig der Stil ist, wenn es darum geht, fesselnde Charaktere zu erschaffen, die das Publikum ansprechen. Und da ihre Werke überwiegend in mündlicher Form verfasst wurden, umfasste ihr Stilempfinden nicht nur die Sprechweise der Figuren, sondern auch ihr Aussehen und ihr Auftreten.
Von der homerischen Epik bis zur klassischen Tragödie und Redekunst arbeiten verbale und visuelle Hinweise Hand in Hand, um einen unverwechselbaren Stil für literarische Figuren zu schaffen. In diesem Buch untersucht Nancy Worman die Entwicklung und Evolution von Stilvorstellungen in der archaischen und klassischen Literatur anhand der Darstellungen von Odysseus und Helena.
Sie zeigt, dass diese beiden Figuren als Lügner und Nachahmer, gefällige Geschichtenerzähler und geschickte Benutzer von Kostümen besonders geschickt mit dem Stil umgehen. Indem sie nachzeichnet, wie sich die literarischen Darstellungen der beiden im Laufe der Zeit veränderten - von Homers positiver Darstellung ihrer subtilen Selbstdarstellung bis hin zu den scharf polarisierten Darstellungen derselben Feinheiten in der klassischen Tragödie und Redekunst -, deckt Worman auch ein aufkeimendes Bewusstsein der griechischen Schriftsteller auf, dass Stil nicht nur zur Überzeugung, sondern auch zur Ablenkung und Täuschung eingesetzt werden kann.