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Assuming the Burden: Europe and the American Commitment to War in Vietnam Volume 1
Dieses schön gestaltete und solide recherchierte Buch erklärt, warum und wie die Vereinigten Staaten Ende der 1940er Jahre ihr erstes Engagement in Vietnam eingegangen sind. Mark Atwood Lawrence untersucht geschickt den Prozess, durch den die westlichen Mächte ihre heftigen Meinungsverschiedenheiten über den Kolonialismus beiseite legten und den Kampf im Kalten Krieg auf die Dritte Welt ausdehnten. Anhand einer beispiellosen Reihe von Quellen aus drei Ländern beleuchtet Lawrence die Hintergründe der Entscheidung der US-Regierung von 1950, Frankreich in seinem Krieg gegen die Revolutionäre mit militärischer Ausrüstung und wirtschaftlicher Hilfe zu unterstützen. Diese Entscheidung, so argumentiert er, markierte den ersten endgültigen Schritt Amerikas in Richtung einer Verwicklung in Indochina und war der Beginn einer langen Reihe von Schritten, die die Johnson-Regierung anderthalb Jahrzehnte später zum Einsatz von US-Kampftruppen veranlassen sollten.
Der Autor vertritt die These, dass die Entscheidung der USA nur als Ergebnis komplexer transatlantischer Überlegungen über den Kolonialismus in Südostasien in den Jahren zwischen 1944 und 1950 verstanden werden kann, und bietet eine mutige neue Interpretation an. In dieser Zeit, so die These des Buches, kam es innerhalb der Regierungen der USA, Frankreichs und Großbritanniens zu scharfen Auseinandersetzungen über Vietnam und die Frage des Kolonialismus im Allgemeinen. Während viele Liberale den Forderungen der Nationalisten nach Selbstverwaltung nachkommen wollten, unterstützten andere die Rückkehr der französischen Autorität in Vietnam. Erst nachdem es den drei Regierungen gelungen war, Vietnam als einen Konflikt des Kalten Krieges zwischen dem demokratischen Westen und dem internationalen Kommunismus darzustellen - ein langwieriger Prozess, der ein intensives internationales Zusammenspiel erforderte -, konnten sie diese Spaltungen überwinden und gemeinsam einen Krieg in Vietnam führen.
Als einer der ersten Wissenschaftler, der das in europäischen Archiven aufbewahrte diplomatische Material auswertet, bietet Lawrence eine nuancierte Triangulation der Außenpolitik, wie sie sich unter französischen, britischen und US-amerikanischen Diplomaten und Politikern entwickelte. Er zeigt auch das Kalkül der vietnamesischen Nationalisten auf, die im Kampf um die Unabhängigkeit ihres Landes zunächst gegen die Japaner und dann gegen die Franzosen kämpften. Assuming the Burden ist ein beredtes Beispiel dafür, wie Eliten unter Ausschluss der Öffentlichkeit Entscheidungen mit enormen Auswirkungen auf die nächsten Jahrzehnte treffen.