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The Unity of Reason: Essays on Kant's Philosophy
Kant nimmt in der Geschichte der modernen Philosophie eine Schlüsselstellung ein, denn er ist die letzte große Gestalt, die sowohl der angloamerikanischen analytischen Tradition als auch der kontinentalen Tradition vollständig angehört. Als weltweit führender Kenner Kants und des Deutschen Idealismus verbindet Dieter Henrich eine enzyklopädische Kenntnis der Texte Kants mit einem ebenso profunden Verständnis der Philosophen der vorangegangenen und nachfolgenden Jahrhunderte. In dieser Sammlung, die vier seiner einflussreichsten Aufsätze umfasst, erweist sich Henrich als einzigartig in der Verbindung von philosophischem Scharfsinn, Einsicht und Originalität, die er in die Kant-Interpretation einbringt.
Henrichs besonderer Beitrag besteht darin, die festgefahrenen Stereotypen der ontologischen und neokantianischen Schulen der Kant-Interpretation zu durchbrechen, um Kants Hauptideen in ihren historischen und entwicklungsgeschichtlichen Kontext zu stellen und ihre bleibende philosophische Bedeutung zu zeigen. Henrich hat gezeigt, wie Kants Versuch, die Dichotomie zwischen Rationalismus und Moralphilosophie zu überwinden, zu einem lebenslangen Ringen um die Einheit von theoretischer und praktischer Vernunft und um die Untrennbarkeit der motivierenden Kraft des ethischen Prinzips von seiner Funktion als Prinzip für die ethische Urteilsbildung führte. Henrich hat aber auch gezeigt, wie Kants Vereinheitlichungsprojekt grundlegende Spannungen enthielt, die die Projekte von Nachkantianern wie Schiller, Fichte und Hegel auf den Plan riefen, die innerhalb des kantischen Rahmens neue Ansätze erforschten.
Die Aufsätze in diesem Buch, dem Herzstück von Henrichs Kant-Interpretation, zeichnen ein überzeugendes Bild von der Entwicklung der Moralphilosophie Kants und legen Rechenschaft über die argumentativen Strategien ab, die alle Aspekte von Kants Philosophie bestimmen. Sie spiegeln Henrichs allgemeines Interesse an der Einheit der Vernunft ebenso wider wie sein besonderes Interesse am Selbstbewusstsein als Schlüsselbegriff der modernen Philosophie und als Schlüssel zur höchst umstrittenen Interpretation von Kants transzendentaler Deduktion der Kategorien.