
Secrets of the Modern World: Yukichi Fukuzawa
Alan Macfarlane schreibt:
Yukichi Fukuzawa (1835-1901) ist wohl der größte japanische Sozialdenker der letzten drei Jahrhunderte, doch ist er außerhalb seines Heimatlandes kaum bekannt, außer unter Japan-Experten. Die Zeitgenossen hingegen erkannten seine Bedeutung und seinen Einfluss.
Der Dialog mit Fukuzawa hat einen etwas anderen Zweck als der mit früheren Denkern der westlichen Aufklärung, die ich in meiner früheren Arbeit behandelt habe. Die Arbeiten von Montesquieu, Smith und Tocqueville stellten zusammen eine Reihe von Vermutungen darüber an, wie die Menschheit den normalen Tendenzen der Agrarzivilisation "entkommen" könnte und es vielleicht auch tat. Da Fukuzawa (1835-1901) erst später und in großer Entfernung von der ursprünglichen "Flucht" geschrieben hat, ist es unwahrscheinlich, dass er viel Originelles zur Analyse dieses Problems beitragen kann. Dazu haben wir bereits Maitlands beeindruckende Lösung betrachtet. Andererseits bietet Fukuzawa einen interessanten Testfall für den Nutzen ihrer Theorien.
Wenn ihr Modell plausibel ist und Erklärungskraft zu haben scheint, sollte es für einen Denker attraktiv sein, dessen Ziel es, wie wir sehen werden, ist, das Wesen des ersten Übergangs von der Agrar- zur Industriezivilisation zu erfassen, damit er seiner eigenen japanischen Zivilisation zu einem ähnlichen Durchbruch verhelfen kann. Wenn er dieselbe zentrale Essenz wie Montesquieu, Smith, Tocqueville und Maitland auswählt und gutheißt, scheinen deren Erkenntnisse kulturübergreifende Gültigkeit zu haben.
Ein noch strengerer Test ist der Grad des Erfolgs in der materiellen Welt. Mit anderen Worten: Hat das Rezept funktioniert? Wenn ein Außenstehender in Europa nicht nur die zentralen Theorien derjenigen wiederholte, die sich mit dem Rätsel der Entstehung der modernen Welt befassten, sondern diese auch auf eine weit entfernte Zivilisation anwandte und dazu beitrug, eine ähnliche "Flucht" unter völlig anderen Umständen zu bewirken, wäre dies die beste Bestätigung für die Gültigkeit der Theorie, die man sich erhoffen kann.
Die Aufgabe ist umso lohnender, als es trotz seiner Bedeutung und seines Interesses bisher nur ein einziges Buch über ihn in englischer Sprache gab, und das war auch über andere Denker der japanischen Aufklärung. Es gab auch ein oder zwei Artikel, aber es gibt keine neuere intellektuelle Biographie eines Mannes, der einen enormen Einfluss auf die japanische Zivilisation hatte und dessen Ideen ein so wunderbarer Spiegel des westlichen Denkens und der kolonialen Expansion sind.