Bewertung:

Das Buch ist eine Sammlung von Aufsätzen aus der inzwischen eingestellten Zeitschrift Tiqqun, in denen die gesellschaftlichen Auswirkungen des Internets und der Technologie aus einer postmodernen, postmarxistischen Perspektive betrachtet werden. Sie kritisieren die Art und Weise, wie diese Systeme die Unterdrückung aufrechterhalten und den Umgang der Gesellschaft mit Individualität und Kommunikation verändern.
Vorteile:Die Essays bieten tiefe Einblicke in die Auswirkungen von Internet und Technologie auf die Gesellschaft und fördern eine kritische Perspektive auf moderne digitale Interaktionen. Der historische Kontext und die philosophische Tiefe sind bemerkenswert, vor allem wenn man die Relevanz des Inhalts für aktuelle Diskussionen über Technologie und Kontrolle bedenkt.
Nachteile:Das Buch könnte bei Lesern, die sich stark in den sozialen Medien engagieren, keinen Anklang finden, da sich die Kritik von ihren Erfahrungen abgekoppelt fühlen könnte. Darüber hinaus könnten der apokalyptische Ton und die abstrakten Konzepte für manche schwer zu verdauen sein.
(basierend auf 3 Leserbewertungen)
The Cybernetic Hypothesis
Ein früher Text von Tiqqun, der die Kybernetik als Fabel des Spätkapitalismus betrachtet und Werkzeuge für den Widerstand anbietet.
Die Aufgabe des Kybernetikers ist es, die allgemeine Entropie zu bekämpfen, die Lebewesen, Maschinen und Gesellschaften bedroht - das heißt, die experimentellen Bedingungen für eine kontinuierliche Revitalisierung zu schaffen, um die Integrität des Ganzen ständig wiederherzustellen.
-aus Die kybernetische Hypothese.
Dieser frühe Tiqqun-Text hat nichts von seiner Aktualität verloren. Die kybernetische Hypothese stellt eine Genealogie unserer "technischen" Gegenwart dar, die nicht auf die darin eingebetteten politischen und ethischen Dilemmata hinweist, als wären sie zu lösende Rätsel, sondern vielmehr eine feindliche Macht entlarvt, die es zu bekämpfen und zu besiegen gilt. Kybernetik ist in diesem Zusammenhang die Technik der Bedrohungsreduzierung, die leider die Reduzierung einer beunruhigenden Menschheit auf überschaubare Informationspakete erfordert hat. Das ist nicht so einfach. Nicht reibungslos. Eine Frage des Bürgerkriegs, in der Tat. Den Autoren zufolge ist die Kybernetik die neueste Meisterfabel, die in einer bestimmten Krisenzeit des Spätkapitalismus willkommen ist. Und nun lautet die interessante Frage: Ist der Gast im Haus zum Herrn des Hauses geworden?
Die "kybernetische Hypothese" ist strategisch. Die Leser dieses kleinen Buches werden wahrscheinlich nicht naiv sein. Sie suchen vielleicht schon, zumindest in ihren Köpfen, nach einer Waffe, nach einer Gegenstrategie. Tiqqun stellt sich hier eine unerträgliche Störung eines Systems vor, das nur so viel ertragen kann: nur so viel Desertion, nur so viel destituelle Geste, nur so viel Guerilla-Angriff, nur so viel Bosheit und Freude.