Bewertung:

Das Buch „Die letzten Tage von Babylon“ von Marina Benjamin verknüpft die Erzählung über das jüdische Erbe ihrer Familie im Irak mit dem breiteren historischen Kontext der irakischen Juden, wobei der Schwerpunkt auf den Erfahrungen ihrer Großmutter und der Migration der Familie liegt. Die Leserinnen und Leser finden, dass es ein persönlicher und informativer Bericht über einen weniger bekannten Teil der jüdischen Diaspora ist, auch wenn einige den politischen Kommentar der Autorin kritisieren.
Vorteile:⬤ Bietet einen persönlichen und intimen Einblick in die Erfahrungen irakischer Juden, insbesondere aus der Perspektive einer Frau.
⬤ Umfassender historischer Kontext, der das Verständnis für die Kämpfe der Gemeinschaft bereichert.
⬤ Fesselnder Erzählstil, der biografische und historische Erzählungen in Einklang bringt.
⬤ Geschätzt für seine Authentizität und emotionale Tiefe.
⬤ Einige Leser empfanden die politischen Kommentare als lästig und unpassend für die historische Erzählung.
⬤ Verweise auf komplexe politische Themen, wie Israels Behandlung der irakischen Juden, könnten einige Leser abschrecken.
⬤ Das Buch wird aufgrund seines schmerzhaften und ungeschminkten Inhalts als nicht leicht zu lesen beschrieben.
(basierend auf 5 Leserbewertungen)
Last Days in Babylon: The Exile of Iraq's Jews, the Story of My Family
Marina Benjamin wuchs in London auf und fühlte sich von der exotischen Lebensweise ihrer Familie im Nahen Osten entfremdet. Sie weigerte sich, das Arabisch zu sprechen, das ihre Mutter und Großmutter zu Hause sprachen. Sie lehnte das eigentümliche Essen ab, das sie zu sich nahmen, und bevorzugte Hamburger und Bier. Doch als Benjamin vor ein paar Jahren ein Kind bekam, wurde ihr klar, dass sie die Verbindung zur Vergangenheit verlor.
In Last Days in Babylon erzählt Benjamin die Geschichte ihrer Familie, die in der ersten Hälfte des 20. Als der Irak 1932 unabhängig wurde, waren die Juden die größte und wohlhabendste ethnische Gruppe in Bagdad. Sie dominierten den Handel und das Finanzwesen, verkehrten mit irakischen Würdenträgern und lebten in prachtvollen Villen am Ufer des Tigris. Nur zwanzig Jahre später war die Gemeinschaft völlig zerstört und ihre Mitglieder wurden von einer feindseligen irakischen Regierung praktisch aus dem Land vertrieben. Benjamins Großmutter Regina Sehayek hat das alles miterlebt. Geboren 1905, als Bagdad noch unter osmanischer Herrschaft stand, war ihre Kindheit ein wahres Idyll. Dieses privilegierte Leben wurde kaum angetastet, als die Briten in den Irak einmarschierten. Doch mit dem Aufkommen des arabischen Nationalismus und den ersten Anfängen des Antizionismus begann Regina, damals noch eine junge Mutter, düstere Vorahnungen über das, was kommen sollte, zu haben. Als der Irak von Krieg, Revolution und Königsmord erschüttert wurde, war Regina bereits verschwunden. Ihre haarsträubende Flucht war ein tragischer Exodus aus einem Land, das sie liebte - und ein endgültiger Abschied von dem Mann, dessen sanfte lenkende Hand sie zu der Frau gemacht hatte, die sie war.
Benjamins feines Gehör und sein flüssiger Schreibstil erwecken Reginas Bagdad zum Leben, im Guten wie im Schlechten. Mehr als eine mitreißende Überlebensgeschichte ist Last Days in Babylon ein bittersüßes Porträt des alten Bagdad und seiner farbenfrohen jüdischen Gemeinde, deren Wurzeln tausend Jahre vor der Geburt des Islam liegen und deren Kultur viel dazu beigetragen hat, den Irak zu dem friedlichen Wüstenparadies zu machen, das heute nur noch eine ferne Erinnerung ist.
Im Jahr 2004 besuchte Benjamin zum ersten Mal Bagdad, um nach den Überresten der einst so lebendigen jüdischen Gemeinde zu suchen. Was sie dabei entdeckte, wird jeden, der ein Land verstehen will, das nach wie vor die Aufmerksamkeit der Welt auf sich zieht, genauso beschäftigen wie damals, als Regina Sehayek stolz durch die Straßen Bagdads lief. Die letzten Tage in Babylon" ist abwechselnd bewegend und lustig, eine Abenteuergeschichte, eine fesselnde Geschichte und eine rechtzeitige Erinnerung daran, dass hinter den heutigen Schlagzeilen echte Menschen stehen, deren Leben - allzu oft auf tragische Weise - im Kreuzfeuer von Missverständnissen, uralten Vorurteilen und geopolitischen Ambitionen gefangen ist.