Bewertung:

Die Morgenwache, die oft als Fortsetzung von Ein Todesfall in der Familie angesehen wird, erforscht die innere Zerrissenheit und den spirituellen Weg eines Jungen während seiner Zeit in einem episkopalen Internat. Die Erzählung entfaltet sich an einem einzigen Morgen und verwebt Themen wie religiöse Schuld, Adoleszenz und die Komplexität des Glaubens vor dem Hintergrund bedeutender Ereignisse im Leben des Protagonisten, einschließlich der anhaltenden Auswirkungen des Todes seines Vaters. Der Roman ist reich an Beschreibungen und Selbstbeobachtungen und fesselt durch die Erforschung von Kindheitserinnerungen und spirituellen Kämpfen.
Vorteile:Das Buch zeichnet sich durch Agees meisterhafte Prosa und lebendige Beschreibungen aus, die es zu einer fesselnden Lektüre machen. Es bietet eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Kindheit, Glauben und moralischen Dilemmata und spricht Leser an, die introspektive und schön geschriebene Werke schätzen. Es ist eine gute Einführung in Agees größere Themen, die in Ein Tod in der Familie behandelt werden, und zeigt seine Entwicklung als Schriftsteller.
Nachteile:Manche Leser könnten den Text als zu religiös empfinden oder ihn ohne einen starken katholischen Hintergrund schwer verstehen. Die Geschichte schreitet langsam voran, mit wenig äußerer Handlung, was als Nachteil angesehen werden könnte. Außerdem gibt es detaillierte Beschreibungen von kleinen Jungen, die für manche Leser abschreckend wirken könnten.
(basierend auf 6 Leserbewertungen)
The Morning Watch
Die Morgenwache von James Agee ist wie sein Werk Ein Tod in der Familie, für das er den Pulitzer-Preis erhielt, autobiografisch. Er beschreibt die Erlebnisse des zwölfjährigen Richard in den frühen Morgenstunden des Karfreitags und zu Beginn des Frühlings in einer Kirchenschule in den Bergen von Tennessee.
In dieser Geschichte des Wandels und der Heimsuchungen ist Agee ein kleiner Triumph gelungen: Er hat die schützende Hülle der Persönlichkeit eines Jungen durchbrochen und seine religiöse Überschwänglichkeit enthüllt, ohne dabei in Bathos zu verfallen. Während seiner Wache in der Kapelle werden Richards tiefste Gedanken und Gefühle durch schwaches Fleisch und kindliche Einbildungen gestört. In Ton, Bild, Bewegung und gelegentlicher obskurer Symbolik hat dieser kurze Roman etwas von der Qualität eines dunklen Gedichts, das die Unentwirrbarkeit von Gut und Böse, von Schönheit und Absurdität, von Einfachem und Unergründlichem in mehr oder weniger gewöhnlichen Empfindungen und Motiven auslotet.
Es ist eine Geschichte, die an der Oberfläche klar ist, aber unter dieser Oberfläche in ihrer Komplexität und Zweideutigkeit traumhaft ist. Die seltene Mischung aus Wahrnehmung und disziplinierter Lyrik hat diesen Roman zu einem kleinen Klassiker gemacht.