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The Politics of Annihilation: A Genealogy of Genocide
Wie konnte sich ein mächtiges Konzept der internationalen Justiz zu einer ungerechten Antwort auf das Leiden der Massen entwickeln?
Für einen Begriff, der erst vor fünfundsiebzig Jahren geprägt wurde, hat sich der Völkermord zu einer bemerkenswert wirkungsvollen Idee entwickelt. Doch hat er sich von einer wirklich neuen Vision für die internationale Justiz in einen konservativen, ja unzugänglichen Begriff verwandelt? The Politics of Annihilation geht der Frage nach, wie der Begriff des Völkermordes auf der globalen politischen Bühne eine solche Bedeutung erlangte. Dabei wird deutlich, wie das Konzept im Laufe der Zeit politisch angefochten und umgestaltet wurde. Es wird untersucht, wie sich diese Verschiebungen implizit darauf auswirken, welche Formen von Massengewalt als Völkermord gelten und welche Formen nicht.
Benjamin Meiches argumentiert, dass die begrenzte Auffassung von Völkermord, die oft starr als Massentötung mit ethnisch-religiösem Hintergrund verstanden wird, rechtliche und politische Institutionen geschaffen hat, die der Vielfalt von Massengewalt nicht gerecht werden. Indem er auf der Komplexität des Konzepts besteht, untergräbt er nicht die Notwendigkeit einer klaren Verurteilung solcher Gewalt. Aber er lässt auch nicht zu, dass Völkermord zu einem statischen oder zeitlosen Begriff wird. Meiches argumentiert, dass der Diskurs über Völkermord implizit viele Formen der Gewalt von der öffentlichen Aufmerksamkeit ausgeschlossen hat, darunter Fälle, die vom heutigen Botswana und der Demokratischen Republik Kongo über das Erbe der Kolonialpolitik in Haiti, Kanada und anderswo bis hin zu den Auswirkungen des Klimawandels auf kleine Inselnationen reichen.
Durch die Darstellung der vielfältigen Kräfte, die das Konzept in größere Machtgefüge einbinden, vermittelt uns The Politics of Annihilation ein neues Verständnis davon, wie die Sprache des Völkermords das heutige politische Leben beeinflusst, insbesondere als Mittel des Protests gegen die sozialen Bedingungen, die Massengewalt hervorbringen.