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The Shame of Poverty
The Shame of Poverty lädt den Leser ein, sein Verständnis von Armut zu hinterfragen, indem es die alltäglichen Erfahrungen einkommensschwacher Familien in so unterschiedlichen Gesellschaften wie Norwegen und Uganda, Großbritannien und Indien, China, Südkorea und Pakistan näher beleuchtet.
Der Band untersucht die Behauptung des Nobelpreisträgers Amartya Sen, dass Scham der Kern der Armut ist. Er stützt sich auf Originalforschungen und Literatur aus vielen Disziplinen und zeigt, dass der Schmerz der Armut über materielle Not hinausgeht. Menschen in Armut sind nicht schamlos, wie in den Medien oft behauptet wird, sondern schämen sich fast ausnahmslos dafür, dass sie aufgrund ihres Mangels an Einkommen und anderen Ressourcen nicht in der Lage sind, ihre persönlichen Wünsche zu erfüllen oder den gesellschaftlichen Erwartungen gerecht zu werden. Diese Scham tut nicht nur weh und verstärkt die negative Erfahrung von Armut, sondern untergräbt auch das Selbstvertrauen und die Handlungsfähigkeit des Einzelnen, kann zu Depressionen und sogar zu Selbstmord führen und kann durchaus zum Fortbestehen von Armut beitragen.
Darüber hinaus sind Menschen in Armut immer wieder Beschämungen ausgesetzt, sei es durch die Einstellung und das Verhalten der Menschen, denen sie begegnen, sei es durch den Tenor der öffentlichen Debatte, in der sie entweder abgetan oder als faul abgestempelt werden, oder sei es im Umgang mit öffentlichen Stellen. Die öffentliche Politik wäre nachweislich erfolgreicher, wenn sie die Menschen nicht stigmatisieren würde, weil sie arm sind, sondern ihnen mit Respekt begegnete und sich aktiv für ihre Würde einsetzen würde.
Dieses Buch, das zusammen mit dem Begleitband Armut und Scham: Globale Erfahrungen vergleichbare Erkenntnisse aus den sieben Ländern präsentiert, stellt das herkömmliche Denken in Frage, das die Diskussion über Armut im globalen Norden von der im globalen Süden trennt. Es wird gezeigt, dass das emotionale Erleben von Armut und die damit verbundenen sozialen und psychologischen Kosten trotz deutlicher Unterschiede im materiellen Wohlstand und verschiedener kultureller Traditionen und politischer Systeme erstaunlich ähnlich sind. Damit bieten die Bände eine Grundlage für eine befriedigendere globale Diskussion über das Phänomen der Armut, die bisher an der Uneinigkeit darüber scheiterte, ob Armut am besten in absoluten oder relativen Begriffen zu fassen ist.
Der Band stützt sich auf die bahnbrechenden Forschungsergebnisse eines internationalen Teams: Grace Bantebya-Kyomuhendo, Elaine Chase, Sohail Choudhry, Erika Gubrium, Ivar Lodemel, JO Yongmie (Nicola), Leemamol Mathew, Amon Mwiine, Sony Pellissery und YAN Ming.