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Aphrodite's Tortoise: The Veiled Woman of Ancient Greece
Griechische Frauen trugen routinemäßig den Schleier. Das ist das unerwartete Ergebnis dieser großen Studie.
Die Griechen, denen zu Recht die Erfindung der bürgerlichen Offenheit zugeschrieben wird, erweisen sich auch als Teil einer östlicheren Tradition der Zurückgezogenheit. Llewellyn-Jones' Arbeit stützt sich auf literarische und vor allem ikonographische Zeugnisse. In der Skulptur und der Vasenmalerei zeigt sie die Präsenz des Schleiers, der oft den Kopf bedeckt, aber auch unauffälliger auf die Schultern zurückgeschlagen wird.
Diese diskrete Art und Weise ermöglichte dem antiken Kunstkonsumenten nicht nur einen privilegierten Blick auf das Gesicht, sondern sorgte auch dafür, dass der Schleier der Aufmerksamkeit der traditionellen modernen Wissenschaft entging. Anhand griechischer literarischer Quellen zeigt der Autor, dass die Vollverschleierung von Kopf und Gesicht gang und gäbe war.
Er analysiert das ausgefeilte griechische Vokabular für die Verschleierung und erforscht, was der Schleier bewirken sollte. Er zeigt, dass der Schleier eine bewusste Erweiterung des Hauses war und oft als „tegidion“, wörtlich „ein kleines Dach“, bezeichnet wurde. Der Schleier war also ein genialer Kompromiss, der es den Frauen ermöglichte, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen und gleichzeitig das Ideal einer an das Haus gebundenen Existenz zu wahren.
Die Autorin geht auf die verschiedenen Schleiertypen ein und zeigt anhand griechischer und modernerer Zeugnisse (vor allem aus der arabischen Welt), wie Frauen den Schleier als Mittel der eloquenten, manchmal auch emotionalen Kommunikation nutzen und unterlaufen konnten. Das 2003 erstmals erschienene Buch von Llewellyn-Jones hat sich als zentraler - und inspirierender - Text für das Studium der antiken Frauen etabliert.