Bewertung:

Casidays Buch zielt darauf ab, die Theologie des Evagrius Ponticus neu zu bewerten, und stellt frühere Interpretationen in Frage, die seine Lehren zu sehr mit der platonischen Ontologie in Verbindung bringen. Er legt eine gut begründete Argumentation vor, die die ethischen Dimensionen des Denkens von Evagrius hervorhebt, insbesondere in Bezug auf die Rolle des Heiligen Geistes in der Erlösung. Das Buch geht von einer biographischen Erkundung zu einer Untersuchung der theologischen Positionen von Evagrius über und klärt über Missverständnisse auf, die von modernen Gelehrten verbreitet werden.
Vorteile:Das Buch ist gut geschrieben und bietet klare und nüchterne Einblicke in Evagrius' Leben und Theologie. Casiday verwendet effektiv Evagrius' eigene Worte, um seine Ideen zu verteidigen, und zeigt die ethischen Nuancen in seinem Denken und die Bedeutung des Heiligen Geistes auf. Durch Einblicke in das Gebetsleben des Evagrius bringt der Autor auch eine persönliche Note ein, die den wissenschaftlichen Inhalt noch ansprechender macht.
Nachteile:Einige Leser könnten die ersten Kapitel als langsam und unklar empfinden, wenn Casiday seine Argumentation aufbaut. Auch die Behandlung des Universalismus von Evagrius und die Frage, ob er dessen potenzielle Probleme angemessen behandelt, könnte Anlass zur Sorge geben. Außerdem können die Meinungen über die Interpretation bestimmter Texte (wie Kephalaia Gnostica 2) unter den Gelehrten variieren.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
Reconstructing the Theology of Evagrius Ponticus: Beyond Heresy
Evagrius Ponticus wird von vielen Gelehrten als Urheber der östlichen Häresie des Origenismus angesehen, da seine Theologie den Debatten entsprach, die im Jahr 399 und in der Folgezeit schubweise ausbrachen und im Zweiten Konzil von Konstantinopel 553 n. Chr.
gipfelten. Einige Gelehrte stellen diese konventionelle Interpretation von Evagrius' Stellung in den Origenistenkontroversen jedoch in Frage. Augustine Casiday macht sich daran, die Theologie des Evagrius auf ihre Weise zu rekonstruieren, indem er die Interpretation seines Werks von dem Ruf der Häresie befreit, der ihm anhaftete, und sein Leben, seine Schriften und sein sich entwickelndes Vermächtnis im Detail untersucht.
Im ersten Teil des Buches wird die Überlieferung der Schriften des Evagrius erörtert und ein Rahmen für das Verständnis seiner Schriften und seiner Theologie geschaffen, während im zweiten Teil eine synthetische Untersuchung der wichtigsten Themen aus seinen Schriften vorgenommen wird. Dieses Buch ist eine unschätzbare Bereicherung für die Forschung über christliche Theologie, Patristik, Häresie und antike Philosophie.